München, 27. April 2010 - Abführmittel gehören zu den häufigsten Präparaten, die in der Apotheke verlangt werden. Doch sind sie immer notwendig? Viele Menschen sind verunsichert, was eigentlich eine normale Darmfunktion ist. Dabei umfasst "normal" eine ziemlich breite Spanne: Zwischen drei Darmentleerungen pro Tag und drei Mal Stuhlgang pro Woche liegt der physiologische Bereich. Erst wenn der Stuhlgang Beschwerden verursacht, bzw. seltener erfolgt, spricht man tatsächlich von Verstopfung, erklärt jameda-Gesundheitsredakteurin Dr. Iris Hinneburg.
Wie entsteht Verstopfung?
Darminhalt wird durch die Bewegungen der Darmmuskulatur weitertransportiert. Ein wichtiger Reiz dafür ist die Dehnung der Darmwand - deshalb funktioniert der Darmtransport auch besonders gut, wenn man viele Ballaststoffe zu sich nimmt. Die Fasern aus Vollkorn-produkten, Obst und Gemüse werden vom Körper nicht abgebaut und füllen den Darm. Eine reichliche Flüssigkeitszufuhr sorgt dafür, dass die Ballaststoffe ausreichend quellen und der Darminhalt besser gleiten kann.
Daneben ist aber auch das Nervensystem des Darms wichtig für die Steuerung der Darmbewegungen. Aus diesem Grund kann die Darmfunktion beispielsweise bei einer Querschnittslähmung gestört sein, wenn die versorgenden Rückenmarksnerven geschädigt sind. Ebenso hat Stress eine Auswirkung auf die Darmtätigkeit: Bei Stress werden die Verdauungsreaktionen auf ein Minimum heruntergefahren und damit auch die Darmbewegungen. Ein solcher Stressreiz kann etwa durch eine fremde Umgebung entstehen - deshalb tritt Verstopfung auch häufig im Urlaub auf. Verschiedene Medikamente wie starke Schmerzmittel oder Hustenpräparate können ebenfalls die Darmfunktion lähmen.
Sanfte Möglichkeiten gegen Verstopfung
Wer sich ballaststoffreich ernährt und dazu reichlich Flüssigkeit zu sich nimmt, kann Verstopfung vorbeugen. Ausreichend Bewegung sorgt ebenfalls dafür, dass die Darmtätigkeit angeregt wird. Wer sich Zeit für den Toilettengang nimmt, schafft gute Voraussetzungen für eine regelmäßige Darmentleerung. Der beste Zeitpunkt dafür ist jeweils kurz nach den Mahlzeiten, da der Körper dann schon auf Verdauung eingestellt ist. Auch Hausmittel wie Sauerkraut- oder Pflaumensaft können die Stuhlentleerung fördern. Ein Glas kaltes Wasser oder Fruchtsaft morgens auf nüchternen Magen aktiviert Reflexe des Magen-Darm-Traktes,
so dass ebenfalls die Darmentleerung erleichtert wird.
In manchen Fällen machen Abführmittel Sinn
Wenn diese Maßnahmen die Darmtätigkeit nicht ausreichend anregen, können Abführmittel kurzfristig Abhilfe schaffen. Dabei sollten bevorzugt die modernen Präparate wie Macrogol eingesetzt werden, da ältere Mittel wie Glaubersalz oder Rizinusöl sehr drastisch abführen und den Elektrolythaushalt stören können. Durch ein Abführmittel wird der Darm nachhaltig geleert. Deshalb sollten die Arzneimittel auch frühestens wieder nach zwei bis drei Tagen eingenommen werden. Abführmittel sollten auf eigene Faust nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn dauerhafte Beschwerden bestehen, ist es notwendig, den Hausarzt zu konsultieren. Gleiches gilt, wenn die Verstopfung mit Symptomen wie starkem Druckgefühl, Blähungen, Schmerzen oder Übelkeit einhergeht. Auch Blut im Stuhl und ein Wechsel von Verstopfung und Durchfällen können auf schwerwiegende Erkrankungen hindeuten und sollten mit dem Arzt besprochen werden.