Gesundheitsminister Jürgen Banzer: "Erhöhung der Spendenbereitschaft ist eine entscheidende Herausforderung unseres Gesundheitswesens"
Die Erhöhung der Bereitschaft zur Organspende ist eine der entscheidenden Herausforderungen unseres Gesundheitswesens. Wer heute ein Spenderorgan benötigt, muss vielfach mit langen Wartezeiten rechnen. Derzeit warten rund 12.000 schwer erkrankte Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan, allein 8.000 auf eine Niere. Jeder dritte Patient auf der Warteliste stirbt, ehe er ein Spenderorgan erhält. Mehr Organspenden könnten diese Leben retten. Deshalb wollen wir mit der hessischen Kampagne "Organspende rettet Leben ? Ich bin dabei!" aufmerksam machen und die Bürgerinnen und Bürger umfassend informieren", sagte Jürgen Banzer, Hessischer Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit, heute in Wiesbaden. Gemeinsam mit Vertretern der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), des Hessischen Kultusministeriums, der AOK, des Verbandes der Ersatzkassen, der Gemeinschaft der Organtransplantierten und der IG Dialysepatienten und Transplantierte Mittelhessen stellte der Minister neue Aktionen der Kampagne 'Organspende rettet Leben ? Ich bin dabei!' vor.
Vorbehalte gegen die Organspende beruhten oft auf mangelndem Wissen. Deshalb setze sich die Hessische Landesregierung seit Jahren zusammen mit weiteren Partnern im Rahmen der Initiative Organspende Hessen (IOH) dafür ein, die Bevölkerung über das Thema aufzuklären, ein Problembewusstsein zu erzeugen und die Spenderzahlen zu erhöhen. Die vor kurzem veröffentlichten Quartalszahlen (1. Quartal 2010) der DSO seien aus hessischer Sicht außerordentlich erfreulich. Gegenüber den Zahlen der Vorjahre habe Hessen einen guten Schritt nach vorne gemacht. Deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger seien in den vergangenen Monaten nach ihrem Tod Organspender gewesen und retteten damit anderen das Leben. Von Januar bis April gab es in Hessen 31 Organspender. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 22 gewesen. Im Bundesvergleich liege Hessen momentan im oberen Drittel. "Wir müssen uns nun dafür stark machen, dass dieser Trend anhält. Mit den neuen Aktionen im Rahmen der Kampagne versuchen wir daher, verschiedene Zielgruppen anzusprechen und zu informieren", erklärte der Minister.
"Wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen an diesem Thema. Neben der Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir, auch auf fachlicher Ebene im Kontakt mit den Krankenhäusern das Thema Organspende zu befördern", so Jürgen Banzer. Wichtig sei zum Beispiel, dass die Kliniken die gesetzliche Meldefrist für potentielle Organspender einhielten. Darauf habe er die Kliniken zum Jahresbeginn mit Nachdruck hingewiesen. Er werde den aufgenommenen Dialog mit den Krankenhäusern auch weiterhin führen.
Um bereits Jugendliche und junge Erwachsene mit dem nötigen Wissen über das Thema Organspende auszustatten, wurden Unterrichtsmaterialien für die Jahrgangsstufen 9-12 an allgemein bildenden und beruflichen Schulen mit dem Titel "Die Welt mit anderem Herzen sehen. Organspende und Transplantation" entwickelt. "Es ist wichtig, sich schon in jungen Jahren mit der Thematik zu beschäftigen und sich eine eigene Meinung zu bilden", erklärte der Staatsminister. Bei der Frage für oder gegen die Organspende gebe es kein richtig oder falsch. Jeder müsse diese Frage für sich persönlich beantworten. Je besser und umfassender Lehrerinnen und Lehrer jedoch informierten, desto fundierter könne sich eine eigene Haltung der Schülerinnen und Schüler entwickeln. "Mit den jetzt vorliegenden Unterrichtsmaterialien sowie der dazugehörigen Lehrerhandreichung wollen wir dazu anregen, das Thema Organspende im Unterricht zu behandeln, und zugleich Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützen, dieses sehr anspruchsvolle, nicht einfach zu vermittelnde Thema aufzugreifen", so der Minister. Einige Exemplare der Schülerbroschüre und der Lehrerhandreichung werden den allgemein bildenden und beruflichen Schulen zugesandt. Klassensätze der Schülerbroschüre können bei den Staatlichen Schulämtern bestellt werden.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation Region Mitte (DSO) stellt überdies jedem der 15 Staatlichen Schulämter eine Organspendebox zur Verfügung, die von den einzelnen Schulen ausgeliehen werden können. Bei den Organspendeboxen handelt es sich um eine original Organtransportbox, die von der DSO speziell für die Schulämter in Hessen gestaltet wurde. Sie enthält Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Schüler, unter anderem einen Schulfilm mit dem Titel "Endlich wieder Spaß am Leben", in dem Jugendliche, Experten und Prominente zu Wort kommen, eine Broschüre mit Antworten auf häufig gestellte Fragen und den Jahresbericht der DSO.
Ein anderes neues Angebot für Schulen ist die Internetseite www.organspendemachtschule.de . Hier können Interessierte Ansprechpartner und Antworten auf häufige Fragen zum Thema Organspende finden. Außerdem gibt es aktuelle Informationen über Veranstaltungen, Initiativen und Aktionen. "Schulen haben auch die Möglichkeit Kontakt zu Organspendeselbsthilfegruppen und -organisationen aufzunehmen und Ansprechpartner in den Unterricht einzuladen. Mein Dank gilt hier vor allem den hessischen Selbsthilfegruppen und Organisationen, die diese Internetplattform nach Kräften unterstützen", sagte Jürgen Banzer.
Weitere Aktionen der Hessischen Landesregierung im Zuge der Kampagne "Organspende rettet Leben - Ich bin dabei!" im Jahr 2010:
? Präsentationsstand der Initiative Organspende Hessen (IOH) auf dem Hessentag in Stadtallendorf.
? Jahrestagung der DSO-Region Mitte im Wiesbadener Schloss (Hessischer Landtag) am 15.09.2010.
? DSO- und IOH-Stand im Landtag (18.-20.05.) im Vorfeld des Tages der Organspende am 5. Juni.
? Logo-Kampagne der Ministerien der Landesregierung zum Tag der Organspende am 5. Juni: Vom 31. April bis 6. Juni werden Pressemeldungen und Mails mit einem Logo versehen, das auf den Tag der Organspende und die hessische Organspendekampagne hinweist.
? Krankenhausehrung durch Herrn Staatsminister Jürgen Banzer (3. Quartal).
Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit