fit und munter - Neuerungen in der Blutzuckermessung

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Neuerungen in der Blutzuckermessung

Der BdSN informiert Patientenüber die Veränderungen im Jahr 2010
Für alle Diabetiker gibt es in diesem Jahr zwei wichtige Neuerungen im Bereich der Blutzuckermessung: Zum einen stellen alle deutschen Hersteller ihr Blutzuckermessgeräte auf neuen, internationalen Standard um, zum anderen wird eine neue Norm für den Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c eingeführt. Der Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN) erklärt, was sich im Alltag der Diabetiker ändert.

"Kein Diabetiker muss seinen Alltag nun komplett umstellen", stellt Dr. Matthias Riedel aus dem BdSN klar, "aber es ist wichtig, über die Neuerungen informiert zu sein, damit es nicht zu unnötiger Besorgnis kommt." Im Laufe dieses Jahres werden - sofern nicht bereits geschehen - die Blutzuckermessgeräte zur Selbstmessung umgestellt. Der Blutzucker wird dann in einer neuen internationalen Norm im Plasma, statt wie bisher im Vollblut, aus dem Finger gemessen. Dadurch werden rund 10 bis 15 Prozent höhere Werte als bisher angezeigt. Aus einem Blutzuckerwert von 140 werden nun 156mg/dl (Plasmawert). "Es ist wichtig zu wissen, dass die Stoffwechsellage sich hierdurch nicht verschlechtert", betont Dr. Riedel, "Es handelt sich lediglich um eine Umrechnung des Wertes."

Die unterschiedlichen Ergebnisse kommen dadurch zu Stande, dass die Messgeräte nicht den "wahren" Blutzuckerwert messen, sondern eine chemische Reaktion im Wasseranteil der Blutprobe. Anschließend rechnen die Geräte hoch, wie hoch der Anteil der Glukose im Blut oder im Blutplasma sein müsste. Da Blutplasma mehr Wasser enthält als Vollblut, ist die notwendige Hochrechnung hier kleiner, weswegen die Blutzuckermessgeräte, die im Plasma messen normalerweise höhere Werte anzeigen als vollblutkalibierte. Mit diesen Ergebnissen liegen sie näher an den Werten, die über Labormessungen gewonnen werden, da auch hier in der Regel Plasmaglukosewerte ermittelt werden. Eine einheitliche Umrechnungsmethode, die den Patienten hilft, zwischen Vollblut- und Blutplasmawerten umzurechnen, gibt es nicht, da kleinste elektrochemische Änderungen bei jedem Hersteller anders gemessen werden. "Hier ist gegebenenfalls die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erforderlich. Wichtig ist jedoch, sich zunächst nicht zu viele Sorgen zu machen, wenn die Werte des neuen, umgestellten Messgerätes höher sind", beruhigt Dr. Riedel.

Die Einführung dieser Messmethode, der plasmakalibrierten Bestimmung, wurde bereits 2005 beschlossen und wird nun umgesetzt. Im Ausland ist die plasmakalibierte Messung bereits seit längerer Zeit üblich. Der BdSN weist darauf hin, dass die Messergebnisse wie vorher auch Ungenauigkeiten aufweisen können. Der Gesetzgeber erlaubt Abweichungen bis zu elf Prozent, d.h. ein gemessener Blutzucker von 100 kann auch 89 oder 111 betragen. Bei höheren Werten sind noch höhere Schwankungen möglich, ein Blutzucker von 200 liegt im Messbereich zwischen 180 und 220 mg/dl.

Eine weitere Neuerung für Diabetiker in diesem Jahr ist die Einführung eines neuen HbA1c-Standards. Der Langzeit-Blutzuckerwert ist der wichtigste Laborwert in der Diabetologie, da er anzeigt, wie gut der Blutzucker eines Patienten über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten eingestellt war. "Dank verbesserter Analysemethoden kann man nun den HbA1c-Wert weitaus sauberer bestimmen und genauer den reinen HbA1c-Wert messen als bisher. Außerdem sind die Werte jetzt von Labor zu Labor standardisiert und vergleichbar", erklärt Dr. Riedel. Für den Patienten liegt die Neuerung darin, dass der HbA1c in mol angegeben wird, anstatt wie bisher in Prozent. "Ein normaler Wert liegt dann bei 20 bis 44 mmol/mol, statt bei 4 bis 6,1 Prozent", führt Dr. Riedel aus. Die meisten Labore haben ihre Geräte bereits umgestellt und geben nun auch die neuen Werte an. Bei den Laborergebnissen gibt es nun zwei HbA1c-Werte, da der alte Wert vorläufig noch weiterhin mit angeben wird.

Aus dem neuen, genaueren HbA1c-Wert lässt sich zudem auch ein mittlerer Blutzucker der letzten zwei bis drei Monate errechnen, den die Labore nun automatisch mitbestimmen. Manche Labore benutzen hierzu die englische Bezeichnung EAG (estimated average glucose, dt.: geschätzter durchschnittlicher Blutzucker). "Dieser Wert ist sehr griffig und praktikabel. Langfristig wird er bei den Kontrolluntersuchungen als mittlerer Blutzucker der letzten Monate vielleicht sogar die HbA1c-Bestimmung ersetzen. Der EAG liegt bei gesunden Menschen unter 126mg/dl. "Diabetiker sollten ihre individuell angestrebten Werte zusammen mit ihrem Diabetologen festlegen", empfiehlt Dr. Riedel.

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