Gera, 19. Mai 2010
Die Temperaturen steigen, alles blüht und die Nächte im Freien werden länger. Für Menschen mit einer Insektengiftallergie mischt sich in die Vorfreude auf den Sommer auch die Angst vor Wespen, Bienen und Co. „Jährlich sterben in Europa rund 200 Menschen an einem Insektenstich. Darum ist die Aufklärung über Insektengiftallergien und Erste-Hilfe-Maßnahmen so wichtig“, sagt PD Dr. Jochen Meyer, Allergologe und Chefarzt am SRH Wald-Klinikum Gera.
Sticht ein Insekt zu, dringt das Gift direkt in die Haut und ruft eine schmerzhafte Rötung und Schwellung hervor. Das alleine ist eine ganz normale Abwehrreaktion. Kommt es jedoch nach wenigen Minuten zu weiteren Beschwerden wie großflächiger Hautschwellung, Nesselausschlag, Atemnot oder Kreislaufkollaps besteht der Verdacht auf eine Insektengiftallergie. „Diese Warnsignale sind unbedingt ernst zu nehmen, der Betroffene sollte sofort zum Arzt gehen“, sagt Meyer. Ob jemand unter einer Insektengiftallergie leidet, kann ein Allergologe leicht prüfen. Mit einem Haut- und Bluttest untersucht er, ob der Patient mit Antikörpern auf das Insektengift reagiert. Ist das der Fall, leitet der Arzt eine spezielle Immuntherapie ein. „Mit Allergieimpfungen kann ein hoher Prozentsatz der Betroffenen geheilt werden“, so Meyer.
Erste Hilfe im Notfall
Der Allergologe zeigt Patienten und Angehörigen auch, wie im Notfall geholfen werden kann. „In der Insektensaison sollten Betroffene stets eine Notfalltherapie bei sich haben. Vor allem bei Kindern ist es wichtig, dass auch die Begleitperson weiß, was zu tun ist“, sagt Meyer. Denn nach dem Insektenstich muss alles schnell gehen: Der Stachel muss entfernt und die Notfallmedikamente eingenommen werden. Kommt es innerhalb von 15 Minuten trotzdem zu mehr als einer Hautreaktion an der Stichstelle – also Schwellung und Rötung an anderen Körperstellen, Atemnot oder Kreislaufkollaps, sollte sofort der Notarzt (Notruf 112) gerufen werden. Bei einem Kreislaufkollaps sollte die Person zudem in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Risiken minimieren
„Bei aller Vorsicht ist der Kontakt zu Insekten nie völlig vermeidbar. Aber das Risiko gestochen zu werden, kann man minimieren“, so Meyer. Duftende Wiesen, überreife Früchte, Abfälle aber auch Schweiß und parfümreiche Kosmetik ziehen Insekten an. Bei schwülwarmer Witterung sind sie zudem besonders aggressiv. „Im Sommer ist es besser durch einen Strohhalm zu trinken, damit man nicht auf einmal eine Wespe im Mund hat“, sagt Meyer. Kleidung und vor allem Schuhe schützen zusätzlich – so angenehm barfuss laufen auch ist. Setzt sich ein Insekt auf die Kleidung, sollte man es vorsichtig abschütteln. Generell rät Meyer hektische Bewegungen und das Schlagen nach Insekten zu vermeiden und ansonsten den Sommer zu genießen.
Foto (Quelle SRH; Fotograf Jörg Simanowski): Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Jochen Meyer