Kinderdiabetologen beobachten in Deutschland eine Zunahme der Diabetesfälle bei Kindern und Jugendlichen, die sich noch nicht erklären lässt. Besonders steil ist der Anstieg bei kleinen Kindern, fasst Medizinjournalist und Diabetesberater Sven-David Müller aktuelle Erkenntnisse zusammen, die bei der Tagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Stuttgart Experten mitteilten. Eine aktuelle in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" publizierte europäische Studie legt nahe, dass sich die Zahl der kindlichen Diabetiker bis 2020 verdoppeln kann und die Diabetes-Häufigkeit in der Gruppe der unter 15-jährigen um 70 Prozent zu steigen droht. Erschreckend ist auch, dass Studien zeigen, dass viele Diabetiker keine qualifizierte Diätberatung durch staatlich geprüfte Diätassistenten erhalten, prangert Müller diesen Versorgungsmangel an. Ich bin selbst seit 35 Jahren Diabetiker und weiß genau, wie wichtig die Diätberatung für Diabetiker ist, betont Sven-David Müller.
Diabetes ist die häufigste Stoffwechselkrankheit im Kindes- und Jugendalter
Experten zufolge leiden 25.000 junge Menschen in Deutschland an Diabetes mellitus. Damit ist Diabetes die häufigste Stoffwechselkrankheit bei Kindern und Jugendlichen. Aber trotzdem fühlen sich viele Kinder und Eltern isoliert, da "nur" eins von 600 Kindern an Diabetes mellitus Typ 1 leidet und damit Kontakte zwischen betroffenen Kindern und deren Eltern schwierig sind. Auch auf die Behandlungsqualität hat das Einfluss, denn kaum eine durchschnittliche Kinderarzt-Praxis betreut mehr als ein diabetisches Kind. Da neun von zehn neuentdeckten jugendlichen Diabetikern keinen anderen von der chronischen Stoffwechselkrankheit Betroffenen in der Familie haben, geht die Erkrankungsentstehung scheinbar weit über genetische Faktoren hinaus. Die problematische Isolation der "kleinen Diabetiker" und die Angst ihrer Eltern lässt nur wenige Betroffene "Diabet yes" sagen. Diabetiker benötigen viel Beratung und Schulung, betont Müller.
Hartz 4 bedeutet schlechte Einstellung und Prognose für diabetische Kinder
Untersuchungen zeigen, dass diabetische Kinder aus sozial schwachen Familien eine schlechte Prognose haben und die Folgekomplikationen des Diabetes mellitus früh und ausgeprägt auftreten. Diabetes führt zu massiven Schäden an den Blutgefäßen und Nerven, Nieren, an unteren Extremitäten und Augen mit der Extremfolge Herzinfarkt und Schlaganfall, Dialysepflicht, Amputation sowie Erblindung. Psychosoziale Faktoren entscheiden über Therapieverhalten und Blutzuckereinstellung, erläuterte Professor Dr. med. Thomas Danne aus Anlass der Tagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Stuttgart.
Diät- und Ernährungsberatung ist für Diabetiker Mangelware
Obwohl die Diät- und Ernährungsberatung durch staatlich geprüfte Diätassistenten bei allen Diabetikern integraler Therapiebaustein ist, erhalten derzeit nur 59 Prozent der diabetischen Kinder und Jugendlichen entsprechende Aufklärung über eine diabetesgerechte Ernährungsweise. Aus Kostengründen verfügen selbst Diabeteszentren und kinderdiabetologische Schwerpunktpraxen nicht über Diätassistenten und auch die psychologische Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes lässt oft zu wünschen übrig, bedauert Professor Danne, der Chefarzt vom Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE ist. Diabetiker benötigen genaue Informationen über die diabetesgerechte Ernährungsweise, erläutert Sven-David Müller, der verschiedene Bücher für Diabetiker herausgegeben hat.
Bayer macht sich mit dem Fine Star für Kinderdiabetes Projekte stark
Mit dem Fine Star zeichnet Bayer Diabetes Care vorbildliche Initiativen aus, die sich auf besonders kreative Weise mit dem Thema Kinderdiabetes beschäftigen. Der Fine Star ist der Bayer Preis für kreative Kinderdiabetes Projekte. In den vergangenen zwei Jahren erreichten 100 Bewerbungen die Fine Star Jury, der neben Professor Danne der 15-jährige Diabetiker Nico Münch, Dr. Katrin Kraats vom Kirchheim Verlag, Michael Bertsch, Initiator von diabetes-kids.de und Claudia Geis von Bayer angehören. Der Fine Star ist mit 17.500 Euro dotiert. Ab sofort können sich Diabetesprofis, Selbsthilfegruppen, Betroffene und Eltern bis zum 11. August 2010 zum Fine Star bewerben. Die drei Fine Star Gewinnerkonzepte stellt die Jury im Rahmen des Kirchheim Forums Wiesbaden am 22. Oktober 2010 vor. Dass Bayer die Fine Star Initiative ergriffen hat und Projekte für Kinder und Jugendliche mit Diabetes fördert, finde ich als Diabetesexperte und Patient gleichermaßen löblich, so Müller abschließend.
Weitere Informationen zum Fine Star finden Interessierte im Internet unter www.bayerdiabetes.de oder sind per Mail zu erfragen: finestar@bayerdiabetes.de
Jetzt geht die Fine Star in die dritte Runde. Erstmalig können Patienten, Angehörige und Beratungskräfte auch über die Internet-Plattform www.diabetes-kids.de nominieren, abstimmen und gewinnen.
Weitere Informationen über Diabetes unter http://www.svendavidmueller.de