fit und munter - Weniger Information ist mehr! - 13. aid-Forum zum Umgang mit der Informationsflu

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Weniger Information ist mehr! - 13. aid-Forum zum Umgang mit der Informationsflu

Weniger Information ist mehr! - 13. aid-Forum zum Umgang mit der Informationsflut

- "Die Informationssuppe ist schwer verdaulich", stellte Dr. Margareta Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des aid infodienst, beim 13. aid-Forum am 19. Mai 2010 in Bonn fest. Unter dem Motto "Mehr als wir verdauen können!" diskutierten rund 350 Multiplikatoren aus dem Ernährungsbereich mögliche Strategien zum Umgang mit der Informationsflut und wie Menschen trotz des widersprüchlichen medialen Einflusses erfolgreich beraten werden können. Experten aus Soziologie, Bildungsforschung und Gesundheitspsychologie blickten auf die aktuellen Probleme in der Gesundheitsberatung und stellten Lösungsansätze vor.

"Gesundheitsexperten sind Krieger im Kampf gegen Übergewicht, die den unpopulären Mangel in modernen Zeiten predigen und damit eine Revolte provozieren", so Prof. Dr. Christoph Klotter, Hochschule Fulda. Sie trügen dazu bei, dass die Bevölkerung ein ambivalentes Verhältnis zur Gesundheit habe, indem sie Gesundheit zur Pflicht erklärten. Die Bevölkerung erlebe das als Eingriff in die eigene Intimsphäre und was zur Pflicht erklärt wird, erhöhe die Lust an der Übertretung. Gesundheitsexperten würden nicht gehört, weil die Menschen beides wollen: Party und Waschbrettbauch. Ein weiteres Problem sieht Frau Prof. Dr. Britta Renner, Universität Konstanz, darin, dass eine Information über allgemeine Risiken nicht zwangsläufig dazu führt, dass man sich selbst betroffen fühlt. Viele verglichen sich mit so genannten Risikostereotypen, beispielsweise einem Kettenraucher oder extrem übergewichtigen Menschen, und unterschätzten dabei ihr eigenes Risiko.

"Die Zunahme von Ernährungs"diskursen" mag subjektiv zu einer Steigerung des Ernährungsbewusstseins führen, aber sie steigert zugleich den Eindruck, in einer Gesellschaft zu leben, die beraten werden muss", erklärte Prof. Dr. Michael Jäckel von der Universität Trier. Der Verbraucher beteilige sich an einer Steigerung der Komplexität und verlange zugleich nach einfachen Lösungen wie Zertifikaten und Siegeln, um seiner zunehmenden Verwirrung Herr zu werden. Wann weniger Information vorteilhaft ist und wie man mit Hilfe von Nichtwissen gute Entscheidungen treffen kann, erläuterte Dr. Julian Marewski vom Max-Planck-Institut in Berlin. "Es konnte nachgewiesen werden, dass clevere Faustregeln und Ignoranz von Informationen, nicht nur Expertenwissen, sondern auch hochkomplexe statistische Verfahren in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit übertreffen können", erklärte der Psychologe. Beobachtet worden sei auch, dass weniger Auswahl an Produkten die Kaufentscheidungen erleichtern könne.

Einen weiteren Input aus dem Bereich der Psychologie lieferte Frau Prof. Dr. Gabriele Oettingen, Universität Hamburg und New York University. Bei der reichlich vorhandenen Selbsthilfeliteratur zum Thema "Positives Denken" unterscheidet die Psychologie zwei Formen: Erwartungen und Phantasien. Während Erwartungen auf der eigenen Leistungsgeschichte basieren und somit die Motivation fördern, seien Phantasien freie Tagträume, die nicht unbedingt zum Handeln veranlassen und so die Motivation bremsen können. Um das zu verhindern schlägt Oettingen vor, den positiven Phantasien die negative Realität gegenüberzustellen und so genannte "Wenn-Dann-Pläne" zu entwerfen: "Wenn der Kellner kommt, dann bestelle ich einen Gemüseteller". Reines Schwelgen in Zukunftsphantasien nutze nichts, wenn man nicht ins Handeln komme. Der "Realitätscheck" befreie von der Idee, zuviel auf einmal realisieren zu wollen.

"Das diesjährige aid-Forum hat keine fertigen Konzepte, sondern gerade den Informationsvermittlern sehr wichtige Denkanstöße geliefert, um die eigene Arbeit zu reflektieren", resümierte Dr. Margareta Büning-Fesel. Die Teilnehmer seien nun eingeladen, die präsentierten Erkenntnisse auszuprobieren und auf die eigene Arbeit zu übertragen. "Der aid ist mit seinem Informationsangebot auf einem guten Weg, es gibt aber immer noch viele Verbesserungsmöglichkeiten", stellte sie nach den gewonnen Erkenntnissen selbstkritisch fest.

aid, Silke Wartenberg und Eva Zovko


Weitere Informationen: druckfähige Pressebilder und Redebeiträge der Referentinnen und Referenten des 13. aid-Forums können in der Presse-Lounge auf www.aid.deheruntergeladen werden: www.aid.de/presse/lounge.php

Das 13. aid-Forum aufgrund großer Nachfrage am 9. November im Wissenschaftszentrum wiederholt. Mehr Information und Anmeldung unter www.aid.deoder aid-Tagungsbüro pressto, Tel.: 0221/88885814


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