Ob in der Freizeit oder als Verkehrsmittel für den Arbeitsweg: In beiden Fällen bietet das Rad die ideale Möglichkeit, ausreichend Frischluft zu tanken und schönes Wetter zu genießen. Doch nicht nur in dieser Hinsicht sammelt der Drahtesel Pluspunkte. „Rad fahren stellt eine der rückenfreundlichsten Freizeitaktivitäten dar“, erklärt Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga. Irrtümlich glauben viele Betroffene, bei schmerzhaften Erscheinungen im Bereich der Wirbelsäule auf das Rad verzichten zu müssen. Im Gegenteil: Es besteht sogar die Möglichkeit, das Kreuz zu stärken und somit aktiv gegen Rückenleiden vorzugehen. Allerdings hilft Rad fahren nur, wenn gewisse Grundregeln Beachtung finden.
Schonung durch richtiges Sitzen
Zwar gelten professionelle Rennradfahrer oftmals als Vorbilder für Sportfans, jedoch repräsentiert ihre Sitzhaltung kein gutes Beispiel für einen Freizeitradler. Denn: „Nur bei geeigneter Haltung aktiviert Rad fahren die tragende Funktion der Wirbelsäule“, erklärt Dr. Schneiderhan. „Durch einen leicht nach vorne gebeugten Oberkörper gerät die Rückenmuskulatur in Spannung.“ Bereits 15 bis 20 Grad Oberkörperneigung reichen aus, um den Rumpf beim Radfahren zu stabilisieren und den Tritt in die Pedale zu verstärken. Durch richtige Haltung und die Tretbewegungen kräftigen Radfahrer vor allem die untere Rückenmuskulatur. „Dabei ist es wichtig, dass die natürliche, s-förmige Struktur des Rückgrats während der Fahrt beibehalten wird“, rät Dr. Schneiderhan. „Andernfalls kommt keine effiziente Abfederung bei entsprechender Belastung zustande.“
Vorkehrungen für eine gesunde Fahrweise
Ob Mountainbike, Renn- oder Cityrad, kein Modell schont von sich aus den Rücken. Damit sich Rad fahren positiv auf den Rücken auswirkt, gilt es, auf bestimmte Parameter zu achten, die sich bei einem rückenfreundlichen Fahrrad individuell verstellen und aufeinander abstimmen lassen.
1. Sitzhöhe: Den Abstand zwischen Sattel und Pedalen so einstellen, dass die Beine beim Treten leicht angewinkelt bleiben. Idealerweise berührt die Ferse das unten stehende Pedal gerade noch.
2. Sattel nach vorne oder hinten verschieben, sodass sich die Kniescheibe bei waagerechter Pedalstellung senkrecht über der Pedalachse befindet. Generell gilt: Sattel in waagerechter Lage ausrichten, damit sich der auf das Gesäß ausgeübte Druck auf die komplette Sattellänge verteilt.
3.Lenker: Höhe so ansetzen, dass die Oberkörperneigung in den besagten Winkelbereich von 15 bis 20 Grad fällt – unvorteilhafte Rückenstreckung sowie Überstreckung der Halswirbelsäule unbedingt vermeiden. Den Abstand zwischen Lenker und Sattel nur so weit einstellen, dass die Arme angewinkelt bleiben, um belastende Stöße auf die Wirbelsäule abzufedern. Die Lenkerbreite entspricht im Idealfall der Schulterbreite.
Darüber hinaus üben auch der Rahmen sowie eine Vollfederung des Fahrrads einen großen Einfluss auf den Rücken aus. Je niedriger die Einstiegshöhe des Rahmens, desto schonender der Aufstieg. Dank einer guten Federung erleidet die Wirbelsäule etwa 35 Prozent weniger Stöße, die bei Bodenunebenheiten auf den Rumpf wirken. Mit den richtigen Einstellungen am Rad und einem gesunden Sitz bleiben nicht nur Fahrkomfort und Spaß erhalten – vor allem trägt dies zu einem gesunden und starken Rücken bei.
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