Extrem übergewichtige Menschen kannte man lange Zeit fast nur aus den USA. Mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland immer mehr Menschen, die unter nahezu krankhafter Fettleibigkeit leiden.
Nicht nur die unschöne Figur und die Schwierigkeit, überhaupt noch etwas Passendes zum Anziehen zu finden, sondern auch gesundheitliche Probleme mit den Gelenken, dem Herz-Kreislauf-System oder wunder Haut machen diesen Menschen das Leben schwer.
Daraus entsteht ein echter Teufelskreis: Man traut sich nicht raus, weil man sich angestarrt fühlt oder selbst für einen kleinen Gang zu wenig fit ist. Also gerät man immer mehr in die gesellschaftliche Isolation und bewegt sich auch immer weniger. Das führt zu Frust, der wiederum mit Essen kompensiert wird, was zu noch mehr Gewicht führt.
Menschen, die derart leiden und meistens auch schon jede Diät erfolglos hinter sich gebracht haben, ist jede Therapie, die ihnen Hilfe verspricht, Recht. Über negative Konsequenzen wird kaum nachgedacht. Hauptsache die Kilos schmelzen, egal wie.
Zu den durchaus strittigen Therapiemöglichkeiten bei starker Adipositas zählt auch der Magenballon. Das Thema Magenballon kursiert zurzeit immer wieder in den Medien und wird immer häufiger von verschiedenen Einrichtungen zur Therapie von Fettleibigkeit angeboten.
Der Magenballon oder auch das Magenband sind eine Modeerscheinung aus den USA, von der man sich viel erhofft hat. Fettleibigkeit ist nicht nur ein ästhetisches Problem ist, sondern hat sich laut Weltgesundheitsorganisation zur Todesursache Nummer eins entwickelt und ist Grund und Ursache für viele gesundheitliche Einschränkungen.
Abnehmen ist schwer, besonders für adipöse Menschen. Es ist also kein Wunder, dass sich chirurgische Maßnahmen zur Bekämpfung der krankhaften Adipositas zunehmender Beliebtheit erfreuen. Besonders leicht scheint es hierbei zu sein, mithilfe des Magenballons Gewicht zu verlieren. Im Gegensatz zu den anderen operativen Verfahren verspricht der Eingriff maximalen Nutzen bei minimalem Risiko und Aufwand – ist diese Aussage so haltbar?
Bei einer Therapie mit dem Magenballon wird ein Silikonballon (siehe Bild) wie bei einer Magenspiegelung über die Speiseröhre in den Magen eingeführt wird. Dort wird er mit Kochsalzlösung befüllt, bis er eine entsprechende Größe erreicht hat. Dann verbleibt er im Magen. Hintergrund dieser Methode ist die Vorstellung, dass sich durch den aufgeblasenen Ballon vorzeitig ein Sättigungsgefühl einstellt und so geringere Nahrungsmengen aufgenommen werden. Die Magendehnung hat sich dabei als wesentlicher Faktor herausgestellt, der dem Gehirn signalisiert: Ok, genug gegessen, du bist satt!
Der Ballon verbleibt etwa 6 Monate im Magen. In der Zeit soll es zu einer dauerhaften Gewichtsabnahme kommen und eine bessere Stoffwechseleinstellung ermöglicht werden. Danach muss er per erneutem Eingriff entfernt oder gewechselt werden.
Der entscheidende Vorteil für den Patienten, nämlich, dass er nahezu wie von selbst abnimmt, ohne Sport, ohne Ernährungsumstellung und ohne generelle Änderung seiner alltäglichen Verhaltensweisen ist zugleich auch der größte Nachteil des Magenballons.
Die Gewichtsreduktion funktioniert nur so lange, wie der Ballon im Magen ist. Sobald der Patient wieder ohne Magenballon isst, wird er wieder zunehmen. Der Magen dehnt sich nach einer gewissen Zeit wieder aus und die Sättigung setzt erst später ein.
Eine sinnvolle Beeinflussung des Stoffwechsels bleibt zudem aus. Es ist zu vermuten, dass nach dem Einsatz eines Magenballons der sogenannte Jojo-Effekt zuschlägt, da nicht gezielt Fettgewebe reduziert wird oder Magermasse geschont wird. Dadurch kommt es zu einer Einschränkung des Grundumsatzes, der Körper verbraucht insgesamt weniger Energie, eine Gewichtszunahme erfolgt dann besonders einfach schon bei geringer Nahrungszufuhr.
In der Konsequenz heißt das: Ein Eingriff mit Magenballon macht nur Sinn in einem interdisziplinären Konzept mit Ernährungsumstellung, Bewegungsprogramm und Verhaltenstherapie. Wird in diesem interdisziplinären Rahmen eine Gewichtsreduktion erreicht, ist diese allerdings in der Summe auf die Komponenten Ernährungsumstellung, Sport und verantwortlichem Essverhalten zurückzuführen. Der Ballon spielt dabei kaum eine Rolle.
Er ist letztendlich eher ein erfolgreiches Marketinginstrument für die Kliniken, die diese Methode anbieten, denn hier kann mit wenig medizinischem Aufwand viel Geld verdient werden.
Aus medizinischer Sicht ist ein Magenballon nicht zu empfehlen. Man sollte also prüfen, ob diese Methode für einen ganz persönlich wirklich Sinn macht. An dieser Stelle muss man sich und seine Lebensweise natürlich auch selbstkritisch hinterfragen und die eigene Bequemlichkeit überwinden. Wenn es um Gewichtsreduktion, eine bessere Lebensqualität, Gesundheit und ein längeres Leben geht, ist leider der einfachste Weg nicht unbedingt der gesündeste und wirksamste.
In der Zusammenfassung:
Die Vorteile des Magenballons
- Die Methode muss nur vorübergehend angewandt werden
- Es ist keine Ernährungsumstellung / Umstellung der Verhaltensweisen / Sport nötig
- Ein geringes Risiko beim Eingriff
Die Nachteile des Magenballons
- Die Methode funktioniert nur vorübergehend
- Es findet keine Ernährungsumstellung / Umstellung der Verhaltensweisen / Sport statt
- Hohe Kosten für geringen medizinischen Aufwand
- Gefahr der Ausbildung von Magengeschwüren und abdominellen Beschwerden
- Keine gezielte Reduktion von Fettgewebe oder Erhalt der Magermasse, dadurch sinkt der Energieverbrauch des Körpers, Gewichtszunahmen in der Folge sind dann besonders leicht (JoJo-Effekt)