Alljährlich gehört dazu der in Medien verbreitete Vorschlag, der Zeckengefahr mit Zubereitungen aus Cistus incanus zu begegnen. Als das deutschlandweit führende Unternehmen im Bereich der wissenschaftlichen Forschung zu Cistus incanus und einem jahrelangen Erfahrungsschatz im Vertrieb diverser Produkte aus dem Cistus incanus-Extrakt können wir vor einer derartigen Nutzung des Extraktes nur abraten. Wissenschaftlich gibt es weder für eine vorbeugende noch eine therapeutische Wirkung von Cistus-Extrakten bei Zeckenbissen und Folgekrankheiten Hinweise, weder bei Mensch noch Heimtieren.
Eine infektionsblockierende Wirkung spezieller Cistus incanus-Extrakte (Cystus052) gegen Viren oder Bakterien wurde ausschließlich bei Erregern von Atemwegsinfekten wissenschaftlich dokumentiert. Stark vernetzte, langkettige Pflanzeninhaltsstoffe aus der Gruppe der Polyphenole deaktivieren dabei physikalisch die Fähigkeit von Erregern, an Schleimhautzellen in Mund oder Rachen anzudocken. Dies verhindert das Eindringen von Erregern in Körperzellen ("Infektion") und damit das Auftreten einer nachfolgenden Infektionskrankheit. Cistus incanus wirkt also lediglich äußerlich infektionshemmend und kann nur Erreger blockieren, die noch nicht in die Körperzellen eingedrungen sind. Im Gegensatz dazu gelangen Erreger von FSME oder Borreliose bei Zeckenbissen unmittelbar in den Körper, wo sie von den Polyphenolen in Cistus-Extrakten nicht mehr erreicht werden können. Auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen im Körper bleiben die hochpolymeren Polyphenole von Cistus incanus ohne Wirkung (sie werden gar nicht vom Körper aufgenommen).
Der immer wieder neue Versuch im Internet und in Printmedien, die Verwendung von Zistrosenextrakten als Maßnahme bei jeder besonders angstbesetzten Erkrankung zu vermarkten, ist bewusst irreführend. Wissenschaftliche Befunde, die auf Borrelien-hemmende Wirkung der Zistrose hindeuten, wurden lediglich im Reagenzglas durchgeführt. Anders als bei einer über die Luft übertragenen Virus- oder bakteriellen Erkrankung kann eine solche Testung im Reagenzglas keine Aussagekraft erzeugen. FSME oder Borreliose werden nicht über die Luft, sondern unmittelbar durch einen Biss, das heißt direkt invasiv in dem Körper übertragen. Die im Reagenzglas dargestellte Verbindung zwischen Cistus incanus und den FSME- oder Borrelioseerregern kommt bei der praktischen Anwendung durch Auftragen auf die unverletzte Haut, Lutschen oder Schlucken des Extraktes (z. B. in Kapselform) nicht zustande. Demgemäß liegen auch keine Studien zu einer derartigen Wirksamkeit bei Mensch oder Tier vor, im Gegensatz zur nachgewiesenen Wirksamkeit gegenüber den über die Luft übertragen Virusinfektionen im Bereich der obereren Atemwege.