Sachsen-Anhalt baut sein System der frühen Hilfen zur Stärkung des Kindeswohls aus. In Magdeburg präsentierte sich am Montag erstmals das neue Zentrum "Frühe Hilfen für Familien". Es ist im Ministerium für Gesundheit und Soziales angesiedelt und unterstützt Kreise und kreisfreie Städte bei der Bildung von Lokalen Netzwerken zur Verbesserung des Kinderschutzes. Damit wird ein zentrales Element des sachsen-anhaltischen Kinderschutzgesetzes von Ende 2009 umgesetzt.
Sozialminister Norbert Bischoff sagte: "Der Schutz von Kindern vor Vernachlässigung und Misshandlung hat oberste Priorität. Eltern, die Unterstützung bei der Erziehung und Pflege ihrer Kinder benötigen, bekommen unsere Hilfe. Seit 2006 hat das Land sein Frühwarnsystem deutlich ausgebaut. Eine Vielzahl von Projekten wurde in Angriff genommen und verstetigt." Bischoff nannte beispielhaft das Familienhebammen- und das Familienpatenprojekt. Gemeinsam mit der Techniker-Krankenkasse wurde für Ärztinnen und Ärzte ein neuer Leitfaden zum Erkennen von Misshandlung veröffentlicht. Ein vergleichbares Handbuch für Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer kommt im Sommer heraus. Unter dem Motto "Mein Sonnenschein" startete das Sozialministerium im Sommer 2008 erstmals eine Kampagne zur besseren Nutzung der Kinder-Vorsorgeuntersuchungen.
Der Minister verwies des Weiteren auf die Profilierung von Kindertagesstätten zu Kinder-Eltern-Zentren und die Einführung von Sprachstandsfeststellung und Sprachförderung in den Kindertagesstätten. Bischoff sagte: "Sprachliche Verarmung und sprachliche Defizite bei Kindern haben zugenommen. Wir wissen, dass gering ausgeprägte Sprachkompetenz die Bildungschancen eines Kindes gravierend beeinträchtigt. Mit den Sprachtests und der Förderung wollen wir die Bildungschancen für Kinder deutlich erhöhen." Nach Einschätzung des Ministers wird die neue Sprachförderung gut angenommen. Bischoff sagte: "Eltern sehen in der neuen Sprachförderung kein Einmischen sondern eine willkommene Unterstützung des Staates."
Vom Aufbau Lokaler Netzwerke zur Förderung des Kindeswohls verspricht sich der Minister eine bessere Verzahnung und Kooperation von Gesundheitswesen, Kinder- und Jugendhilfe, Schule sowie Angeboten der Familienhilfe. Bischoff: "Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima, in dem nicht weggeschaut und weggehört wird, wenn es im Umfeld Probleme gibt. Auch müssen wir eine noch bessere Verzahnung der vielfältigen Angebote erreichen. Ärzteschaft, Jugendämter, Kita-Träger, Schulen, Polizei und Justiz müssen einander kennen, damit im Fall der Fälle, wenn es schnell gehen muss und Hilfe im Interesse der Kinder benötigt wird, diese auch unverzüglich und zielgerichtet erfolgen kann. Erfolgreichen Kinderschutz kann es nur geben, wenn alle relevanten Stellen auch voneinander wissen und miteinander koordiniert arbeiten."
Das Land koordiniert und unterstützt die Arbeit der Lokalen Netzwerke mit dem Zentrum "Frühe Hilfen für Familien". Zugleich gibt das Land den Kreisen und kreisfreien Städten Geld, damit die Kooperation vor Ort koordiniert werden kann. In diesem Jahr sind dies je Kreis und kreisfreier Stadt 20.000 Euro, für die kommenden Jahre jeweils 10.000 Euro. Auf Landesebene hatte zudem bereits Ende 2006 ein Expertenrat "Allianz für Kinder" zum besseren Kinderschutz seine Arbeit aufgenommen.
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