München, 15. Juni 2010 - Die Leber ist mit etwa 1,5 kg eines der wichtigsten Organe im menschlichen Stoffwechsel. Als "Entgiftungsstation" hat sie die wichtige Funktion, zahlreiche Fremdstoffe unschädlich zu machen. Darüber hinaus speichert die Leber aber auch Einzelbausteine aus der Nahrung und setzt sie zu neuen Substanzen zusammen, die für den Körper wichtig sind. Deshalb enthält die Leber eine große Anzahl an Enzymen, die für die Stoffwechselleistung verantwortlich sind. Ist die Leber geschädigt, werden aus den Leberzellen Enzyme freigesetzt, welche im Blut nachweisbar sind, erläutert jameda Gesundheitsredakteurin Dr. Iris Hinneburg.
Die Konzentration dieser Enzyme im Blut wird manchmal auch als "Leberwerte" bezeichnet. Die Bestimmung ist deswegen wichtig, da sich viele Lebererkrankungen erst einmal mit unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Unwohlsein oder Völlegefühl äußern. Aufschluss über den möglichen Auslöser sowie das Ausmaß der Erkrankung können neben einer Ultraschalluntersuchung die spezifischen Mengen der Leberenzyme im Blut geben.
Im Rahmen der Leberwerte werden häufig vier Enzymkonzentrationen bestimmt:
- Für die Aspartat-Aminotransferase (AST) (alternative Bezeichnung: GOT) und die Alanin-Aminotransferase (ALT) bzw. GPT liegen die normalen Werte bei Frauen unter 35 U/l, bei Männern unter 50 U/l
- Die Werte für die Gamma-Glutamyltransferase (GGT) sollten bei Frauen 40 U/l und bei Männern 60 U/l nicht übersteigen
- Bei der Alkalischen Phosphatase (AP) liegen die Normalwerte in einer größeren Spanne: 35 bis 105 U/l für Frauen, 40 bis 130 U/l für Männer.
Der Arzt begutachtet nicht nur die Einzelwerte, sondern kann auch aus den spezifischen Enzymmustern Rückschlüsse ziehen. So sind etwa die GGT-Werte schon bei leichten Schädigungen erhöht, während bei schwereren Lebererkrankungen zusätzlich GOT und GPT ansteigen.
Etwa jeder Dritte erhöhte GGT-Wert ist auf chronischen Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Daneben sind vor allem Medikamente und Infektionen wie Hepatitis für Lebererkrankungen verantwortlich. Eine Bestimmung der Leberwerte wird vor allem dann durchgeführt, wenn ein Verdacht auf eine Leberschädigung vorliegt. Daneben werden die Blutuntersuchungen als Überwachungsmaßnahme bei bestimmten Medikamenten eingesetzt, die als Dauertherapie notwendig sind, aber die Leber schädigen können.
Gelegentlich wird die Bestimmung der Leberwerte auch als sogenannte IGeL-Leistung für Selbstzahler angeboten. Experten halten diese Untersuchung aber bei den meisten Menschen für wenig sinnvoll. Es gibt nämlich keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass routinemäßige Untersuchungen der Leberwerte bei beschwerdefreien Patienten einen gesundheitlichen Nutzen haben. Darüber hinaus ist das Risiko einer Lebererkrankung für Menschen gering, die auf Drogen und übermäßigen Alkoholkonsum verzichten.