Der Trend zu immer weniger und größeren Krankenkassen bedroht den Wettbewerb und sorgt auch nicht für mehr Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Das belegte Dr. Gertrud Demmler, Aufsichtsratsvorsitzende der GWQ ServicePlus AG, auf dem 2. GWQ-Tag am Mittwoch in Düsseldorf. Sie wies nach, dass kleinere Kassen besonders niedrige Verwaltungskosten haben und dass der allseits gewünschte Wettbewerb verhindert würde, wenn es nur noch wenige und sehr große Kassen gäbe - das geht zu Lasten von Versicherten und medizinischen Dienstleistern.
Laut Dr. Demmler, hauptamtlich Vorstand der mittelständischen SBK (Siemens Betriebskrankenkasse), ist der Markt der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) schon heute deutlich stärker konzentriert als der PKV-Markt und andere Dienstleistungsbereiche. In der GKV kommen 3,1 Anbieter auf eine Millionen Kunden, bei der PKV 5,5 und in der gesamten Versicherungswirtschaft 7,5. Bei Finanzdienstleistern werben gar 26,8 Unternehmen um eine Millionen Kunden.
Auch die These, dass große Kassen wirtschaftlicher handeln, ist nach den vorliegenden Zahlen eine Illusion. Große Kassen verbrauchen einen deutlich größeren Anteil der Beitragsmittel für die Verwaltung: Mittelständische Kassen geben hierfür bis zu 20 Prozent weniger aus und betreuen ohne Qualitätsverlust pro Mitarbeiter bis zu dreimal so viele Versicherte. Zusätzlich haben auch die größten Kassen nicht die Marktmacht, um Medizin besonders günstig "einkaufen" zu können. Mit Marktanteilen von 8 bis 10 Prozent in den meisten Regionen sind sie nicht stärker als die Gemeinschaft mittelständischer Kassen, die sich von der GWQ als Verhandlungspartner bei Medizinern und Pharmaherstellern vertreten lässt.
Das schlägt sich auch in der Erfolgsbilanz der 2007 gegründeten GWQ nieder. Sie hat für ihre Kunden beispielsweise bei Arzneimitteln rekordverdächtige Rabatte von durchschnittlich 77 Prozent erzielt, weil sie den Herstellern im Rahmen einer innovativen Ausschreibung feste Absatzmengen und damit Kalkulationssicherheit garantierte. GWQ Vorstand Dr. Johannes Thormählen sieht das als Bestätigung der Philosophie, Verträge gemeinsam mit statt in Konfrontation zu den Leistungspartnern zu verhandeln.