Berlin (ct) ? Die Deutsche Krebshilfe hat für ihre Arbeit im Jahr 2009 rund 92 Millionen Euro aus der Bevölkerung erhalten. Damit konnte die Organisation ihr Spendenaufkommen erneut auf sehr hohem Niveau halten. Allerdings muss die Deutsche Krebshilfe künftig auf ihren Präsidenten, den Nobelpreisträger Professor Dr. Harald zur Hausen, verzichten, der sich wieder verstärkt außerordentlich wichtiger Forschungstätigkeit widmen möchte.
"Unsere kontinuierlich hohen Spenden zeigen, wie viel Vertrauen die Menschen in die Arbeit der Deutschen Krebshilfe haben ? unser Engagement zur Verbesserung der Versorgung krebskranker Menschen wird wahrgenommen und anerkannt", sagte Hans-Peter Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, bei der Jahres-Pressekonferenz am 1. Juli 2010 in Berlin.
Gemäß ihrem Motto "Helfen. Forschen. Informieren." hat die Deutsche Krebshilfe mit den ihr anvertrauten Zuwendungen aus der Bevölkerung im vergangenen Jahr 169 neue Projekte auf allen Gebieten der Krebsbekämpfung unterstützt. "Wir haben unmittelbare Hilfe für Krebs-Patienten und ihre Angehörigen geleistet, zahlreiche Forschungsprojekte gefördert und die Bevölkerung umfassend über die Krankheit Krebs und die Möglichkeiten der Prävention und Früherkennung informiert", sagte Hans-Peter Krämer in Berlin. Zudem habe die Organisation den Betroffenen politisches Gehör verschafft und der Bedeutung von Krebs-Selbsthilfe, Patientenvertretung sowie Patientenorientierung Rechnung getragen.
Zu den von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojekten gehörte beispielsweise das Verbundprojekt ?Rezeptorsignale und vergleichende Genomanalyse bei CLL?. Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen. "Die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg und des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie in Freiburg wollen die Mechanismen der Entstehung von CLL aufklären und so die Entwicklung zielgerichteter und effektiver Therapien ermöglichen", erläuterte Professor Dr. Harald zur Hausen, Präsident der Deutschen Krebshilfe, auf der Jahres-Pressekonferenz in Berlin. Darüber hinaus förderte die Deutsche Krebshilfe zahlreiche Einzelprojekte in der Krebsforschung sowie verschiedene Krebs-Therapiestudien. Im Rahmen ihres "Career Development Programs" vergab sie 15 Auslands-Stipendien und förderte den Aufbau von acht Nachwuchs-Forschergruppen.
Zudem stellte die Deutsche Krebshilfe im Jahr 2009 eine Million Euro für die Erstellung und Aktualisierung von Leitlinien zu den Themen Haut-, Leberzell-, Eierstock- und Darmkrebs sowie zum Hodgkin Lymphom bereit. Leitlinien sind
systematisch entwickelte Empfehlungen mit dem Zweck, Ärzte und Patienten bei der Entscheidung über Maßnahmen der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge einer Krebserkrankung zu unterstützen.
Ein Schwerpunkt in der gesundheitspolitischen Arbeit war im letzten Jahr die Unterstützung des Nationalen Krebsplans. Dabei handelt es sich um eine konzertierte Initiative der Bundesregierung, um die Onkologie in Deutschland nach vorne zu bringen. Zahlreiche Arbeitsgruppen mit Experten aus allen Bereichen der Krebsmedizin befassen sich mit den Schwerpunktthemen Krebs-Früher¬kennung, Qualitätssicherung, Versorgungsstrukturen und der Stärkung der Patientenorientierung. "Die beim Nationalen Krebsplan diskutierten wichtigen Themen und erarbeiteten Vorschläge müssen zeitnah zum Wohle der Patienten jetzt in eine Umsetzungsphase gebracht werden", so Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, in Berlin.
Die Einnahmen der Deutschen Krebshilfe lagen im Jahr 2009 bei insgesamt 92,2 Millionen Euro. Den größten Posten stellten die Erbschaften und Vermächtnisse mit 34,6 Millionen Euro dar. 25 Millionen Euro erhielt die Deutsche Krebshilfe aus Einzelspenden und Mitgliedsbeiträgen. Aus Veranstaltungen, Aktionen, Kondolenzen, Bußen und Jubiläen flossen ihr insgesamt sieben Millionen Euro zu. Die Organisation verzichtet bei ihrer Mittelakquise konsequent auf Spendenwerbung auf Provisionsbasis.
Die größten Posten bei den Ausgaben waren 2009 die Unterstützung der kliniknahen Grundlagenforschung mit 23,9 Millionen Euro sowie die Förderung klinischer Strukturmaßnahmen mit 16,8 Millionen Euro. Für Krebs-Therapiestudien stellte die Deutsche Krebshilfe 3,6 Millionen Euro bereit und für Kinderkrebsprojekte 2,6 Millionen Euro. 4,9 Millionen Euro flossen in den Härtefonds. Dieser Fonds kann von Menschen in Anspruch genommen werden, die durch eine Krebserkrankung in finanzielle Not geraten sind. Die Kosten für Verwaltung und Spendenakquisition lagen bei 10 Prozent.
Anlässlich der Jahres-Pressekonferenz teilte Herr Professor zur Hausen mit, dass er künftig das Amt des Präsidenten der Deutschen Krebshilfe nicht mehr ausüben könne. In den vergangenen Monaten haben sich für ihn aus seiner Sicht bedeutsame wissenschaftliche Ergebnisse ergeben, die seine verstärkte Mitarbeit im Labor unbedingt erforderlich machen. Da er darüber hinaus zahlreiche Auslandsverpflichtungen wahrnehmen muss, sieht er sich nicht in der Lage, den vielfältigen Aufgaben der Deutschen Krebshilfe nachzukommen. Herr Professor zur Hausen betont, dass er trotz seiner kurzen Amtszeit die hervorragende Arbeit der Kommissionen der Deutschen Krebshilfe kennen gelernt hat, die sich mit vorbildlichem Einsatz ihren Aufgaben widmen. Er wünscht der Deutschen Krebshilfe weiterhin viel Erfolg für ihren Einsatz in Krebsforschung und Patientenbetreuung. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe bedauerte diese Entscheidung sehr: "Wir hätten Herrn Professor zur Hausen als ausgewiesenen Forscher und Krebs-Experten gerne länger an unserer Seite gehabt", so Krämer in Berlin.
Hintergrund-Informationen: Krebs in Deutschland
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland jährlich 450.000 Menschen neu an Krebs, 216.010 starben im Jahr 2008 an den Folgen dieser Erkrankung. Brustkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs sind die häufigsten Krebsarten bei Frauen. Männer erkranken besonders häufig an Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs. Experten schätzen, dass rund zwei Drittel aller Krebskrankheiten durch Verzicht auf das Rauchen, gesunde Ernährung, Sport und einen vorsichtigen Umgang mit der Sonne vermieden werden könnten. Früh erkannt, haben viele Krebserkrankungen eine große Heilungschance.
Interviewpartner und Geschäftsbericht 2009 auf Anfrage.
Bonn, 1. Juli 2010
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