Die Studie "Panorama der Gesundheit 2009“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Herbst vergangenen Jahres bescheinigt dem Land Luxemburg einen sehr guten Zugang zur medizinischen Versorgung. Demgegenüber seien die Kosten für das Gesundheitswesen jedoch zu hoch. Weiterhin beanstandet die Studie fehlende Transparenz und Informationsmangel, den es zu beheben gelte. In den einleitenden Worten des ganztägigen Workshops machte Minister Mars Di Bartolomeo genau dies zur Diskussionsgrundlage: „Die Qualität, die das Luxemburger Gesundheitswesen zu bieten hat, kann man auch nachweisen und dokumentieren. Heute sollen Impulse dazu gegeben werden, wem ein Mehr an Dokumentation nutzen kann, wer dokumentieren soll und inwiefern sich ein solcher Aufwand auszahlen kann.“ Die vorhandene Ergebnisqualität müsse in Zukunft gemessen und auch gemanagt werden, was eine Herausforderung für das Land darstelle, so Di Bartolomeo.
In anderen europäischen Staaten ist dies schon bald verpflichtend. Dr. Peter Indra, Vizedirektor des Bundesamts für Gesundheit (BAG) der Schweiz, berichtete über weitgehende Transparenz durch die Veröffentlichung von Qualitätsindikatoren aus Routinedaten der Schweizer Krankenhäuser. Seit 2009 werden dort Dossiers der einzelnen Häuser veröffentlicht, was zuerst zu vehementen Diskussionen, letztendlich aber zu mehr Transparenz und Standardisierungen führte. Ab 2011 wird diese Vorgehensweise verpflichtend sein.
Als Beispiel für mehr Transparenz im deutschen Gesundheitswesen referierten Mediziner und Qualitätsmanager von privaten als auch öffentlichen Kliniken sowie des Fachbereichs Qualitätsforschung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Über die bereits laufenden Dokumentionen und qualitätsfördernden Maßnahmen im Großherzogtum berichteten unter anderem Dr. Raymond Wagener und Dr. Jürgen Hohmann von der Inspection général de la sécurité sociale und Marie-Lise Lair, Direktorin für den Bereich Etudes et Santé des Centre des recherche public (CRP).
Grundlage jeder Qualitätssicherung, so der Tenor aller Beiträge, ist die genaue Dokumentation der Diagnosen, der in den Kliniken und ambulanten Einrichtungen erbrachten Leistungen sowie der Ergebnisse und Mortalitäten. Während in einigen Häusern nach wie vor von den Medizinern dokumentiert werde, sind es in vielen Kliniken auch die Medizinischen Dokumentationsassistenten (MDA), die diese Aufgabe übernehmen können. „Selbstverständlich liegt die Verantwortung auch hier bei den Ärzten“, so der wissenschaftliche Dokumentar Ulrich Wirth in seinem Referat. „Doch durch die Verteilung der Aufgaben können nicht nur Kosten, sondern auch Arbeitszeiten eingespart werden.“ Vor allem die Qualität der Dokumentation sei besser, da die MDAs speziell in Kodierung, Medizinischer Dokumentation, EDV und Administration ausgebildet sind. Auch die Motivation der MDAs sei anders als die von Ärzten, die die zeitraubenden patientenfernen Tätigkeiten oftmals als lästig abtäten. „Viele Kliniken werben mit dem Hinweis, dass in ihrem Haus Ärzte durch MDAs entlastet werden, bereits ganz offensiv in Stellenannoncen – der MDA wird damit sogar als Marketinginstrument benutzt.“
Darüber hinaus werden Medizinischen Dokumentationsassistenten aber nicht nur in der Klinischen Dokumentation eingesetzt, sondern vor allem in den Bereichen Klinische Studien, Tumordokumentation und Epidemiologie. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern mittlerweile auch europaweit und außerhalb Europas, wo der Beruf unter dem Namen „health record professional“ bekannt ist.
„Auch in Luxemburg sind nach verschiedenen Praktika bereits die ersten beiden MDAs eingestellt worden“, berichtet Wirth. „Ihre Fachkenntnisse bereichern heute das Centre de recherche public Henri Tudor und die Laboratoires réunis in Junglinster.“ Eine aktuelle Kooperation mit den Medizinischen Dokumentationsassistenten aus Trier hat die Abteilung Neurochirurgie mit Chefarzt Dr. Frank Hertel am Centre hospitalier de Luxembourg (CHL) gestartet. Das Modellprojekt „Transparenz im Leistungsgeschehen“ hat zum Ziel, die Datenqualität zu verbessern, den genauen Ressourcenverbrauch zu messen und die klinischen Dokumentationsprozesse neu zu organisieren.
„Für weitere Kooperationen ist die Trierer Schule offen“, informiert Berufsfachschulleiter Ulrich Wirth die zahlreichen Vertreter luxemburgischer Einrichtungen im Plenum. „Denn unser Ausbildungskonzept lässt sich auch an die Luxemburger Spezifika anpassen. So nehmen wir bei Bedarf auch Fachfranzösich, die Klassifikationssysteme CCAM oder CNS-Abrechnungsdaten sowie die erforderlichen gesetzlichen Grundlagen auf.“