Große Fortschritte in der Forschung und der Entwicklung moderner Wundversorgungsprodukte können helfen, die etwa 3 bis 4 Millionenen Betroffenen vor diesen schweren Krankheitsverläufen zu bewahren. Und dennoch: Die Versorgungslage in Deutschland ist noch weit davon entfernt, flächendeckend dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis zu entsprechen.
Der Einsatz moderner Wundversorgungstherapien kommt nicht nur dem Patienten zu Gute. Auch die Behandlungskosten könnten reduziert werden. Dennoch vollzieht sich ein bundesweiter Wandel in der Wundversorgung nur schleppend.
Auf eines der wesentlichen Hindernisse, die einer ausreichenden Wundtherapie im Wege stehen, wies Prof. Dr. Eike Debus im Rahmen der „2. Nationalen Expertendebatte Moderne Wundversorgung“ hin, die Mitte April in Hamburg stattgefunden hat. Seiner Ansicht nach berücksichtigt das aktuelle Vergütungssystem die angemessene Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden nur unzureichend. „Im Klartext: Eine bessere Wundversorgung lohnt sich für die verantwortlichen Ärzte und Pflegenden schichtweg nicht“, unterstrich Debus. Daneben gebe es aber auch Wissenslücken, weshalb auf veraltete Methoden zurückgegriffen werde.
Eine Kritik, die Prof. Dr. Matthias Augustin teilte: „Viele Patienten mit chronischen Wunden erfahren durch eine ungeeignete Behandlung der Wunden erhebliche Einschränkungen und müssen nicht selten frühzeitig amputiert werden. Das ist eine alarmierende Situation, der die Nationale Expertendebatte entschieden entgegentritt“, sagte der Leiter des Compentenzzentrums zur Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm). Die Nationale Expertendebatte ist ein bundesweites interdisziplinäres Forum von Wundexperten, das den aktuellen Stand der modernen Wundversorgung beleuchtet und Alternativen und Handlungsoptionen aufzeigt. Dazu gehören unter anderem die konsequente Anwendung der modernen Therapien und die Etablierung interdisziplinärer Foren und Netzwerke. Unterstützt wird die Nationale Expertendebatte von der Mölnlycke Health Care GmbH.
Zentrales Anliegen aller Akteure in der Wundversorgung muss es sein, dass die modernen Behandlungsmethoden auch den Patienten erreichen. Dies ist in der Umsetzung aufgrund bürokratischer Vorgaben oft langwierig. Laut Angaben Augustins ist beispielsweise die Unterdruck-Wundtherapie bei einem großen Spektrum an Indikationen praktisch unersetzbar, so in vielen Fällen schlecht heilender postoperativer Wunden und chronisch gestörter Wundheilung. Der Nutzen dieser Therapie wurde in mehreren 100 Publikationen und in der klinischen Versorgung an vielen 100.000 Patienten eindrucksvoll belegt. Dennoch gibt es noch keine einheitliche Kostenregelung zur Übernahme der Therapiekosten auch im ambulanten Bereich. Dabei wäre die Übernahme der Kosten nicht nur aus ökonomischer Sicht, sondern auch zum Wohle des Patienten wichtig.
Dies gilt insbesondere auch, weil sich das Verfahren der Unterdruck-Wundtherapie immer weiterentwickelt. So hat die Firma Mölnlycke Health Care im April diesen Jahres ein besonders patienten- und anwenderfreundliches System, das System Avance TM, am Markt eingeführt.