sup.- "Hat Ihr Hausarzt Sie schon einmal gefragt, ob Sie rauchen?" Die Mehrzahl der Deutschen wird diese Frage verneinen. Denn trotz der hohen gesundheitlichen Risiken glauben viele Ärzte, dass es sinnlos ist, ihre Patienten auf dieses Thema anzusprechen. "Dabei ist Raucherberatung die wichtigste breitenmedizinische Intervention überhaupt", betont Dr. Jürg Hamacher vom Universitätsspital Bern (Schweiz). Aber Ärzte unterschätzen in dieser Hinsicht oft ihren Einfluss. Fakt ist: "Mehr als 80 Prozent der Raucher haben in den vergangenen zwölf Monaten zumindest über einen Rauchausstieg nachgedacht", so Dr. Hamacher. Und eine repräsentative Umfrage des Gesundheitsforschungsinstituts TNS Healthcare hat gezeigt, dass 76 Prozent der Bundesbürger der Ansicht sind, dass der Arzt sich für Rauchentwöhnungsmaßnahmen einsetzen sollte.
Wichtig ist allerdings, dass der Arzt nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Patienten zugeht, sondern Lust auf das Nichtrauchen macht, indem er die vielen positiven Effekte eines Ausstiegs aufzeigt. Außerdem sollte er beratende und medikamentöse Unterstützung anbieten. Das größte Hindernis auf dem Weg in ein nikotinunabhängiges Leben sind die Entzugssymptome wie Reizbarkeit, Unruhe und Rauchverlangen (Craving). "Es ist daher wichtig, den Raucher in den ersten drei Monaten nach dem Ausstieg vor Entzugssymptomen zu schützen, z. B. mit dem Wirkstoff Vareniclin", sagt Dr. Justus de Zeeuw vom St. Josef Krankenhaus Haan. Dieser verschreibungspflichtige Wirkstoff (z. B. Champix), der speziell zur Rauchentwöhnung entwickelt wurde und kein Nikotin enthält, bindet an dieselben Rezeptoren im Gehirn wie Nikotin. Entzugssymptome werden dadurch erheblich reduziert, wodurch die Chance, dass die Patienten dauerhaft rauchfrei bleiben, nachweislich erhöht wird.