...ist Schlafapnoe eine häufige Ursache
Die schwülen Nächte und hohen Temperaturen im Schlafzimmer sind derzeit Gott sei Dank vorbei. Für die meisten Menschen haben sich damit auch die Schlafprobleme erledigt. Wer sich aber auch bei den momentan angenehmen Nachttemperaturen jeden Morgen wie gerädert fühlt, der hat möglicherweise echte Schlafstörungen - und ist damit ein Kandidat für das Schlaflabor der Wiesbadener Dr.-Horst-Schmidt-Klinik (HSK). Eine Nacht im Schlaflabor mit Video- sowie Rundum-Überwachung verschafft Klarheit über die Ursachen von Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Schnarchgeräuschen und Atemstillständen, aber auch über die Ursachen von Krankheiten, die man auf den ersten Blick nicht mit Schlafstörungen in Verbindung bringen würde.
"Es gibt mehr als 80 international klassifizierte Schlafkrankheiten", sagt Prof. Dr. Ramin Naim. Der Oberarzt geht im Schlaflabor der HSK, einer Abteilung der HNO-Klinik unter Leitung von Prof. Dr. Jan Gosepath, den verschiedensten Arten von Schlafproblemen auf den Grund. Die Mehrzahl der Menschen mit nicht erholsamem Schlaf hat enge obere Atemwege. "Durch diese Atemwegsenge kommt es zu Atemaussetzern und so zu einem wenig erholsamen Schlaf." Menschen mit Atemaussetzern - Schlafapnoe genannt - fühlen sich morgens wie gerädert. Und nicht nur das: Auch Herzrhythmusstörungen können durch Schlafapnoe hervorgerufen werden. Und: Wer langfristig nachts zu wenig Sauerstoff bekommt, läuft Gefahr, mit 40 oder 45 Jahren zum Bluthochdruckpatienten zu werden. "Wenn man gesund leben will, braucht man täglich mindestens sechs bis sieben Stunden Schlaf", klärt der Mediziner auf.
Im Schlaflabor der HSK wird untersucht, ob, wann und wie oft ein Patient Schlafstörungen hat. Dort wird der "Schlafgestörte" eine Nacht lang rundum überwacht. Im Anschluss schafft der Oberarzt gezielt Abhilfe. "Die Schlafmedizin ist eine relativ junge ärztliche Disziplin", erklärt er. "Erst seit 1950 kann man den Traumschlaf (REM-Phasen) messen." Und erst seit rund 30 Jahren gibt es seiner Aussage nach Therapien für die Schlafapnoe.
Das Herzstück der Diagnostik: die Polysomnographie
Bevor sich ein Patient im Schlaflabor ins Bett legt, wird er in der HNO-Ambulanz der HSK eingehend untersucht. Blut wird abgenommen, ein EKG angefertigt, ein Lungenfunktionstest durchgeführt und ein 20-seitiger Fragebogen ausgefüllt. Auch der Lebenspartner wird zur Schlaflosigkeit oder zur Schläfrigkeit des Patienten befragt. Zusammen mit dessen Informationen ergibt sich für Prof. Naim schon ein erstes Bild von der Schlafstörung. Mit einem Endoskop untersucht der Arzt die Atemwege und schaut nach, ob und wo eine Atemwegsenge vorliegt. Er unterscheidet Verengungen auf drei verschiedenen Etagen: im Nasenraumbereich, in der Mandel- und Zungenregion sowie im Kehlkopfbereich.
Zur weiteren Diagnostik geht es am frühen Abend ins Schlaflabor der HSK. "Die dortige Nacht sollte nicht anders verlaufen als zu Hause", erklärt der Oberarzt. Das heißt: Der Patient liest oder schaut Fernsehen, verhält sich wie gewohnt. Einziger Unterschied: viele Kabel und Drähte, die auf Kopf, Hals, Brust, Bauch, Hände und Beine aufgeklebt werden. Sie führen zum Polysomnographen, einem schlafdiagnostischen Gerät, das Gehirnströme, Atmung, Puls, Bein- und Augenbewegungen registriert. Wenn der Patient müde ist, schaltet er das Licht aus. Dann wird es für den Schlafmediziner interessant. Eine Infrarot-Videokamera filmt den Patienten im Bett und hält seine Bewegungen und Schnarchlaute fest. Der Polysomnograph zeichnet sekundengenau die Hirnwellen, die vier verschiedenen Schlafphasen und den Traumschlaf, die sogenannte REM-Phase, auf. Per WLAN werden die Daten des schlafdiagnostischen Geräts auf den Zentralcomputer übertragen.
Diagnose in der Schlafsprechstunde
Donnerstags in der Schlafsprechstunde zeigt Prof. Naim auf, was die Ableitungen des Polysomnographen ergeben haben. Der Patient erfährt, welche Schlafstörung er hatte und wie effektiv er geschlafen hat. Naim nennt das "Schlafeffizienz". Im Anschluss stellt der Experte eine Diagnose und schlägt Behandlungsmöglichkeiten vor. Bei einer Atemwegsenge bieten sich unterschiedliche Wege der Therapien an. Zum einen kann ein Atemgerät zum Einsatz kommen. Alternativ zum Schlaf mit einem solchen Atemgerät können in vielen Fällen auch operative Maßnahmen helfen, die Atmung zu normalisieren und bei der schlafbezogenen Atemstörung Abhilfe zu schaffen.