Bis zum vergangenen Samstag lebten die beiden Altschwäne mit ihren 5 Jungen am Lietzensee im Berliner Bezirk Charlottenburg in Ruhe und Frieden. Einen der Jungschwäne hatte aktion tier vor 2 Wochen eingefangen, da dem Vogel ein Angelhaken tief im Bein steckte. Seither war der Kleine in der Tierklinik in Düppel.
"Am Wochenende tauchte plötzlich ein sehr junges Schwanenpaar am Lietzensee auf", er-zählt Ursula Bauer von aktion tier. Parkbesucher wurde Zeugen eines wilden Kampfes zwi-schen den beiden männlichen Höckerschwänen, bei dem der ortsansässige Altschwan einige allerdings oberflächliche Blessuren davontrug. Einer der Jungschwäne wurde von den "Neu-en" jedoch so lange traktiert und unter Wasser gedrückt, bis er ertrank. "Dieses Verhalten mag für uns Menschen grausam erscheinen, ist jedoch in freier Natur völlig normal", betont Derk Ehlert von der Senatsverwaltung Berlin. Junge, geschlechtsreife Schwanenpaare suchen sich im Herbst eigene Reviere, wo sie im kommenden Frühjahr brüten können. Der Lietzen-see ist aufgrund seiner zentralen Lage ein begehrter Brutplatz für Schwäne und offensichtlich waren die alteingesessenen Tiere nicht in der Lage, ihr Revier erfolgreich zu verteidigen und die Eindringlinge zu vertreiben.
Den Anwohnern des Lietzensees ging die rabiate Vorgehensweise der "Neuen" jedoch ent-schieden zu weit - sie schritten zur Rettung der Schwanenfamilie. Mit viel Geschick und Ge-duld fingen sie am Sonntag den männlichen Altschwan und die verbleibenden 4 Jungen ein und brachten sie in einem Schuppen im Park sicher unter.
"Heute gelang es uns, auch noch die verängstigte Schwanenmutter einzufangen, die sich im Schilf versteckt hatte", erzählt Ursula Bauer von aktion tier. "Zusammen mit Herrn Ehlert von der Senatsverwaltung und 2 Anwohnern brachten wir dann die ganze Vogelfamilie zum Wannsee", so die Biologin weiter. Auf dem Weg dorthin wurde noch der inzwischen genese-ne Jungschwan in der Tierklinik in Düppel abgeholt. Wieder vereint konnten die Vögel dann am Wannsee freigelassen werden. "Hier gibt es traditionell große Gruppen von Schwänen und der Revierdruck ist wesentlich geringer als an einem kleinen Gewässer wie dem Lietzensee, der nur Raum für ein Paar bietet", sagt Derk Ehlert von der Senatsverwaltung.
Ende gut - alles gut? "Die Anwohner sind noch ein wenig böse auf das neue Schwanenpaar aber wir hoffen, dass sie die beiden Höckerschwäne auch bald in ihr Herz schließen werden", sagt Ursula Bauer von aktion tier. "Schließlich folgen diese Vögel auch nur ihren natürlichen Instinkten", so die Biologin abschließend.