In naher Zukunft werden immer mehr Menschen in Deutschland von einer dementiellen Erkrankung betroffen sein. Schon heute sind rund 1,2 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt. Der Gerontologe Adriano Pierobon zeigte bei einem Vortrag vor Gesundheitsdienstleistern in Karlsruhe auf, dass die Anzahl der Erkrankungen in den nächsten Jahrzehnten stark zunehmen wird. Trotz dieser alarmierenden Erkenntnis wird von Seiten der Politik sehr wenig getan. Schon seit Jahren werde um den Pflegebegriff und dessen Erweiterung herumdebattiert, Gutachten folge auf Gutachten. Die Politik spielt auf Zeit, so Pierobon. Eigentlich sei die Erweiterung des Pflegebegriffes, der die besondere Situation der Demenzkranken berücksichtigt, nun endlich durch, aber die Einführung per Gesetz sei noch ungewiss. Es gehe um viel Geld.
Bis dahin blieben pflegende Angehörige von Demezkranken bei der Einstufung in die Pflegeversicherung benachteiligt, obwohl ihr zeitlicher Einsatz in der Pflege oft über das zumutbare Maß hinausgehe. Ab einem bestimmten Zeitpunkt könne man dementiell Erkrankte einfach nicht mehr alleine lassen. Die Weglauf- und Selbstgefährdungstendenzen erfordern von den Angehörigen eine Rund um die Uhr Pflege,so Pierobon. Um diesen pflegenden Angehörigen aber Leistungen von der Pflegekasse zukommen zu lassen, müssen die Einstufungskriterien erweitert werden. Nach dem jetzigen Einstufungsverfahren fielen die meisten durch das Raster, da Sie körperlich noch zu fit wären.