Balduins Box macht es sich zur Aufgabe, die Betreuung von Eltern sterbender Kleinkinder und die Sterbebegleitung in Krankenhäusern zu verbessern. Das Projekt umfasst neben Schulungen für das Klinikpersonal auch eine Akut-Box, in der sich tröstende Texte und Gegenstände befinden.
Hamburg, der 30. September 2010 --- Vor zwei Jahren starb der vier Monate alte Säugling Balduin im Krankenhaus. Während für das sterbende Baby medizinisch alles Mögliche getan wurde, mussten die Eltern die Erfahrung machen, dass die meisten Mitarbeiter, sowohl die Ärzte als auch das Pflegepersonal, unzureichend auf die dramatische Situation des Sterbens vorbereitet waren. Die Eltern waren in der emotional äußerst belastenden Situation völlig auf sich alleine gestellt. Die Umstände und die Erfahrungen von Balduins Tod wurden zum Auslöser für das Projekt „Balduins Box“. Ein Krankenhaus ist ein Ort, an dem alles darauf ausgerichtet ist, einen Menschen am Leben zu erhalten. Ein steriler und technischer Ort, voller Apparaturen. Für das Sterben selbst sowie für die Gefühle der Angehörigen ist kaum Raum.
„Der Plan war, die kalte Atmosphäre in Krankenhäusern aufzubrechen“ erläutert Tina Tappehorn, Mitbegründerin und selbst Kinder-Krankenschwester, den Ansatz der Akut-Box. „Dabei helfen kleine Symbole und würdevolle Gesten, welche die Szenerie ein wenig wärmer und tröstlicher erscheinen lassen.“ In Balduins Box (Foto) finden sich eine Kerze, ein Seidentuch, Rosenquarz, kleine Engelsfiguren, Liedtexte, Gedichte, eine kleine Bibel und überkonfessionelle Gebete.
Gemeinsam mit Balduins Eltern hat Tina Tappehorn die Idee der Box von Anfang an begleitet. Dabei hat sie ihr Wissen aus 17 Jahren Berufserfahrung als Kinderkrankenschwester einfließen lassen. Seit sieben Jahren begleitet sie selbstständig unter dem Namen „Kinderfee“ den Sterbeprozess von Kleinkindern und betreut deren Familien. So auch Balduins Familie. „Natürlich muss man gewisse Kompromisse eingehen: So enthält die Box keine echte Kerze, sondern eine elektrische Alternative, da offene Flammen in Krankenhäusern oft verboten sind. Aber letztendlich zählt die Geste, die den tragischen Moment entschärft und ein wenig menschlicher macht.“
„Unser Ziel ist es, allen Betroffenen Trost zu spenden“, so Daniela Becker, Mama von Balduin und Mitbegründerin von Balduins Box. „Der Tod unseres Kindes war eine harte Zäsur für die gesamte Familie. Wir hätten uns eine solche Box sehr gewünscht.“ Eine wichtige Grundlage für den Start in eine solide Trauerarbeit ist das würdevolle Abschiednehmen. Dabei hilft die Box Eltern und Familienangehörigen.
Auch die Schwestern, Pfleger und Betreuer fühlen Verlust, Trauer und manchmal lastet das Gefühl eines verlorenen Kampfes schwer auf ihnen. Das Personal sei im Klinikalltag häufig an der physischen, aber auch psychischen Belastungsgrenze, erläutert Tina Tappehorn die Situation des Klinikpersonals. Sie sieht in Balduins Box auch eine notwendige Unterstützung für die Mitarbeiter in den Kliniken. In Kombination mit der Bereitstellung von „Balduins Box“ bietet die „Kinderfee“ Ärzten und Pflegepersonal Seminare und Schulungen an. Hier wird gezeigt, wie man in Sterbesituationen professionell helfen und unterstützen kann.
Aktuell liegt in Deutschland die Säuglingssterberate bei 4,08 Kindern von 1000 Lebendgeborenen. Jährlich sterben ca. 2.414 Säuglinge kurz nach oder während der Geburt. Hinter jedem einzelnen Fall steht das Leid einer Familie. Für das Projekt Balduins Box ist nun der Grundstein gelegt. Ein Prototyp der Box wurde gerade fertiggestellt und wird demnächst an eine Klinik übergeben. Um dieses wichtige Projekt bundesweit realisieren zu können, ist der emeinnützige Verein Balduins Box auf die Hilfe von Spenden angewiesen. Unter der Spendenummer 20 21 31 26 00 / BLZ: 430 609 67 (GLS Bank) ist jede Unterstützung willkommen.