fit und munter - Cardiogoniometrie könnte bald EKG ersetzen

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Cardiogoniometrie könnte bald EKG ersetzen

Neuartige EKG-Methode kann mehr Leben retten. Ambulanter und stationärer Sektor könnten maßgeblich verändert werden.
Bad Segeberg, 08. Oktober 2010 - Die beste Chance, einen Infarkt zu überleben, ist eine möglichst rasche und frühe Diagnose, um die richtige Behandlung schnell einzuleiten. Bisher war das EKG die beste Methode dafür. Prof. Dr. Gert Richardt, Chefarzt des Herzzentrum in Bad Segeberg: "Das klassische EKG-Gerät, der elektrische Herzschreiber, kann aber nur etwa 30% der Herzinfarkte aufdecken. Auch moderne Blutuntersuchungen auf Herzinfarkt können erst sehr verzögert nach mehreren Stunden auffällig werden. Der alleinige Glaube an das EKG und andere Methoden kann fatale Folgen haben". Kardiologen des Herzzentrums unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Gert Richardt haben jetzt in einer wissenschaftlichen Studie 200 Patienten mit plötzlichen Herzschmerzen mit einer neuen Methode untersucht, die erstaunliche Resultate ergab. "Die neue Methode zeigte uns mit einer Empfindlichkeit von über 70% verborgene Herzinfarkte und deren Vorstufen an", so Richardt.

Im Fokus der Untersuchung stand eine neue Herzschreiber-Methode: die Cardiogoniometrie, kurz CGM. Dabei handelt es sich um ein zukunftsweisendes EKG-Gerät, das in wenigen Sekunden alle nötigen Messungen durchführt und automatisch mit dem mobilen Computer auswertet. Richardt: "Die Cardiogoniometrie ist einfach anzuwenden, schonend, schnell und vor allem treffsicher. Die Methode ermöglicht es dem Arzt, schneller und zielsicherer zu behandeln und so Leben zu retten."

Bei der CGM befestigt der Arzt wie beim EKG Elektroden am Körper des Patienten, allerdings wesentlich weniger. Das CGM liefert dann eine räumliche, dreidimensionale Darstellung der elektrischen Herzaktivität, die wesentlich genauer ist, als die des herkömmliche EKG. Der Arzt kann so einen Herzinfarkt und darüber hinaus auch jegliche Durchblutungsstörung am Herzen sofort erkennen.

Erst vor kurzem haben Richardt und sein Team die Ergebnisse gemeinsam mit anderen Herzzentren, die ebenfalls an der bundesweiten Studie beteiligt waren, auf einem Kardiologen-kongress in Stockholm vorgestellt. Es wird jetzt spekuliert, ob die CGM den ambulanten und stationären Sektor maßgeblich verändern wird. Richardt: "Ich könnte mir vorstellen, dass die CGM im niedergelassenen Bereich eine wichtige Entscheidungshilfe darstellen wird. Denn hier erfolgt sehr früh die Weichenstellung, ob ein Patient unmittelbar in das Krankenhaus eingewiesen werden muss, um ihn angemessen versorgen zu können." Auch im Rettungswesen könnte er sich eine bessere Diagnostik kardiologischer Notfälle durch CGM vorstellen. Herz-Notfälle könnten so viel gezielter in geeignete Kliniken zugewiesen werden.

Nach Daten des Statistischen Bundesamtes werden in Deutschland täglich 10.000 Menschen wegen Verdacht auf Herzinfarkt in Kliniken eingeliefert. Knapp 400.000 Männer und Frauen sterben jährlich an einer koronaren Herzerkrankung. Davon 65.000 allein an einem Herzinfarkt. Der Tod durch akutes Herz-Kreislaufversagen ist so immer noch die häufigste Todesursache.
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