berg - Der mit 50.000 Euro dotierte Meyenburg-Preis 2010 geht an den britischen Biochemiker und Brustkrebsspezialisten Alan Ashworth. Er wird ausgezeichnet für die Entwicklung einer völlig neuen Art der Krebsbehandlung. Der Einsatz von so genannten PARP-Inhibitoren bei Brustkrebspatientinnen, bei denen im Tumorgewebe die Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 verändert sind, wird als Durchbruch in der Krebstherapie angesehen. Der Meyenburg-Preis wird am Montag, den 11. Oktober 2010, im Rahmen eines Symposiums im Deutschen Krebsforschungszentrum verliehen.
Die Behandlung von Krebspatienten basiert bisher weitgehend auf chirurgischen, strahlentherapeutischen und zytotoxischen Verfahren, die jedoch häufig mit Nebenwirkungen verbunden sind. Das immer bessere Verständnis der molekularen Abläufe in Krebszellen erlaubt es zunehmend, zielgerichtete Medikamente zu entwickeln. Alan Ashworth machte sich hierfür das Prinzip der "synthetischen Letalität" zu Nutze. Dieses genetische Konzept wurde bereits vor über 60 Jahren entwickelt und ermöglicht es, gezielt gegen krebsspezifische Zellveränderungen vorzugehen.
Alan Ashworth entdeckte 1995 gemeinsam mit Kollegen das Brustkrebsgen BRCA2. Die BRCA-Gene 1 und 2 sind im gesunden Zustand für die Reparatur von Fehlern im Erbgut zuständig. Sind sie verändert, führt dies zu weiteren Mutationen im Erbgut, was schließlich zu Krebs führen kann. Ashworth konnte zeigen, dass Tumorzellen mit Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen deutlich empfindlicher auf die Blockierung des wichtigen Reparaturenzyms Poly(ADP)Ribose Polymerase (PARP) reagieren als gesunde Zellen. Der Einsatz von PARP-Inhibitoren führt zu einer massiven Instabilität des Erbguts und schließlich zum Tod der Tumorzellen. Zellen ohne diesen Gendefekt hingegen werden durch die PARP-Inhibitoren nicht geschädigt, so dass ihr Einsatz gezielt Krebszellen vernichten kann. Mit den PARP-Inhibitoren hat Ashworth damit eine völlig neue Art der Tumortherapie entwickelt, die auf dem gezielten Eingriff in die DNA-Reparaturmechanismen basiert. Erste klinische Studien liefern vielversprechende Ergebnisse und die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für Brustkrebs sondern auch für andere Krebsarten interessant.
Alan Ashworth, geboren 1960, ist der Direktor des Breakthrough Breast Cancer Research Centre am Institute of Cancer Research in London, Großbritannien. Seit seiner Ernennung im Jahre 1999 hat sich das Zentrum zu einer der international führenden Forschungseinrichtungen entwickelt. Alan Ashworth ist außerdem mitverantwortlich für die "Breakthrough Generation Study", eine der umfassendsten und größten Studien über die Verursachung von Brustkrebs mit mehr als 100.000 Teilnehmern. Im Januar 2011 wird er den Vorsitz des Institute of Cancer Research in London übernehmen. Im Jahr 2008 wurde Alan Ashworth zum Fellow of the Royal Society gewählt und er erhielt im September 2009 den Lifetime Achievement Award der European Society of Medical Oncology.
Anlässlich der Preisverleihung lädt die Meyenburg-Stiftung im Deutschen Krebsforschungszentrum zu einem wissenschaftlichen Symposium zur Krebsgenom- und Brustkrebsforschung ein.
Dr. Marion Meyenburg, die Tochter des Stifterehepaars Wilhelm und Maria Meyenburg, wird den Preis zum Ende des Symposiums persönlich an Alan Ashworth überreichen. Die Auszeichnung, die seit 1981 jährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung und Krebsbehandlung vergeben wird, gehört zu den am höchsten dotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Der Stellenwert dieser Auszeichnung zeigt sich auch daran, dass einige der Meyenburg-Preisträger mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurden. 2009 erhielt Dr. Elizabeth Blackburn, die Meyenburg-Preisträgerin des Jahres 2006, den Nobelpreis für Medizin. Dr. Andrew Fire, Meyenburg-Preisträger 2002, wurde im Jahr 2006 der Medizin-Nobelpreis verliehen.
Termin: Montag, 11.Oktober 2010, 13 bis 17.30 Uhr,
Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums
Journalisten und interessierte Bürger sind herzlich eingeladen.
Ein Bild des Preisträgers finden Sie unter: http://www.dkfz.de
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Mehr als 2.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon über 1000 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.
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Dr. Stefanie Seltmann
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