Forscher und Unternehmer entwickeln neue Verfahren, die den Patienten bei seiner Heilung unterstützen; es ist die Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Anlässlich der Eröffnung des Fachkongresses erklärte daher die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Annette Widmann-Mauz, MdB: "Das deutsche Gesundheitswesen, das hochwertige Versorgung für Patienten liefert, ist nicht nur ein Versicherungssystem. Dahinter steckt auch ein Innovationspotenzial, das den Menschen nützt und zur Produktivität des Landes beiträgt." Und sie betonte: "Wir wollen den medizinischen Fortschritt auch weiterhin für alle Menschen verfügbar machen." Neue Verfahren müssten also immer auch ihren Nutzen mit hinreichender Evidenz belegen können. Dr. Monika Stolz, Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren, MdL, sagte in ihrem Grußwort, wie wichtig der enge Schulterschluss zwischen Forschung, Entwicklung und Anwendung sei und welche große Bedeutung dabei interdisziplinäre Netzwerkveranstaltungen wie der BioStar haben.
Neue Verfahren, Produkte und Therapien bedürfen in Deutschland umfangreicher Zulassungsverfahren, ehe sie zum Wohle der Patienten eingesetzt werden können. Dr. Klaus Eichenberg, Geschäftsführer der BioRegio STERN Management GmbH und Mitveranstalter des BioStar, erklärte daher auch in der Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung: "Die Regenerative Medizin hat das Potenzial, die Medizin zu revolutionieren. Wichtig ist jedoch, bereits während der Forschungsphase die Zulassungsverfahren zu berücksichtigen. Denn die Therapien müssen nicht nur wirksam, sie müssen auch unbedenklich für den Patienten sein." Er verwies damit auf ein Satellitensymposium des Kongresses: Gesundheitsregion REGiNA. Im Rahmen des BioStar 2010 werden am Freitag die Homepage www.info-rm.de und die Telefon-InfoLine des BMBF-Projektes REGiNA frei geschaltet. Das Ärzte- und Patienten-Informationssystem ist Bestandteil des im Aufbau befindlichen Anwenderzentrums für Regenerative Medizin, an dem sich rund 30 Partner aus der Region Neckar-Alb und Stuttgart beteiligen. Wichtige Themen sind hier unter anderem auch die Gesundheitsökonomie und Zulassungsverfahren.
Dr. Ralf Kindervater, Geschäftsführer der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH und weiterer Mitveranstalter, bescheinigte dem Projekt REGiNA, dass es deutschlandweit einzigartig sei und erklärte, dass "der BioStar Kongress 2010 einen tiefen Einblick in die derzeit laufende grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung auf internationalem Niveau ermöglicht." Auch Prof. Dr. Claus D. Claussen, Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung der Biotechnologie Stuttgart/Tübingen/Neckar-Alb e.V. und Kongress-Veranstalter betonte: "Es ist extrem wichtig, dass Gründer, Forscher und Unternehmer eng zusammenarbeiten und sich austauschen." Dazu gehören Unternehmer wie Dr. Harald Stallforth, stellvertretender Vorstandschef der Aesculap AG & Co. KG, und Leiter des Arbeitskreises Biomaterialien beim Gesundheitsforum Baden-Württemberg sowie Forscher wie Prof. Dr. Wilhelm Aicher. Der Molekularbiologe ist im Zentrum für Medizinische Forschung (ZMF) der Orthopädischen Universitätsklinik Tübingen tätig und stellvertretender Direktor des Zentrums für Regenerative Medizin (ZRM), das ebenfalls Mitveranstalter des Kongresses ist. Prof. Aicher entwickelt zurzeit "Angelhaken", um aus der Vielzahl verschiedener Stammzellen, die jeweils passenden für die gewünschte Therapie "herauszufischen".
Prof. Dr. Robert M. Nerem, der Direktor des "Georgia Tech/Emory Center (GTEC) for Regenerative Medicine" der Emory University in Atlanta ist ein international anerkannter Experte für Regenerationsmedizin. Der Wissenschaftler erklärte in seinem Plenarvortrag, dass trotz vieler Herausforderungen, die auf diese noch junge Disziplin zukommen, ihr eine große Zukunft bevorsteht: "Es wird in vitro-Modelle von Geweben und Organen geben, die aus menschlichen Zellen hergestellt werden und für die Entwicklung von Medikamenten bzw. für Toxizitätsuntersuchungen eingesetzt werden. Es wird aus Stammzellen gewonnene und in vitro vermehrte Blutzellen geben, die den Bedarf an Blutspenden senken werden. Für Kinder mit einem angeborenen Herzfehler wird es eine aus Gewebe konstruierte Herzklappe geben, die aus lebenden Zellen hergestellt wird und mitwächst. Und schließlich könnte es auch um die Regeneration des zentralen Nervensystems gehen." Sein emotionales Fazit: "Vielleicht ist es Fantasie, aber es ist mein Traum." Um der Verwirklichung näher zu kommen, so Prof. Nerem, sollten die verschiedensten Spezialisten wie Physiker, Informatiker, Ingenieure und Biologen eine wissenschaftliche Gemeinschaft bilden, um die technischen und sozialen Probleme zu lösen.
In der BioRegion STERN werden solche Verbindungen längst geknüpft: Aktuell zwischen Biotechnologen, Maschinenbauern und Automatisierungstechnikern. Denn viele Unternehmen der Biotechbranche arbeiten bisher noch als Manufakturen. Mit steigender Nachfrage muss jedoch Nachschub an Zellkulturen oder Biomaterialien in großen Mengen in gleich bleibender Qualität produziert werden. Und dazu wird auch Know-how beispielsweise aus der Automobilzulieferbranche benötigt.