fit und munter - Demenzkranke und Schmerzen

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Demenzkranke und Schmerzen

Demenzkranke leiden oft unerkannt unter Schmerzen.
Demenzkranke können sich im fortgeschrittenen Krankheitsstadium nicht mehr verbal mitteilen. Pflegekräfte und Betreuungskräfte stehen deshalb regelmäßig vor dem Problem, Wünsche und Bedürfnisse der Kranken richtig einzuschätzen. Häufig wird beispielsweise übersehen, dass der Kranke unter Schmerzen leidet. Demenzkranke - so eine beachtenswerte Studie - bekommen nur halb so häufig Analgetika wie die nicht demenzkranke Vergleichspopulation. Der Umkehrschluss liegt auf der Hand: Viele Demenzkranke bekommen keine Schmerzmittel, obwohl sie unter Schmerzen leiden. Der Gerontologe Adriano Pierobon weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dieser Sachverhalt deshalb besonders tragisch sei, weil Demenz eine altersassoziierte Erkrankung ist und gerade alte Menschen sehr häufig unter schmerzhaften chronischen Erkrankungen leiden. Hierzu zählen beispielsweise Gelenkerkrankungen wie Arthrose, Arthritis, Gicht, Rheuma und viele andere. Auch "lapidare" Schmerzen wie Zahnschmerzen würden häufig nicht erkannt, so dass Demenzkranke wochenlang, manchmal jahrelang unter diesen Schmerzen leiden müssen. Wie ist mit dieser Problematik umzugehen? Pierobon rät eindringlich, Mimik und alle anderen nonverbalen Signale zu beachten. Gerade auch bei unspezifischen Reaktionen wie Abwehrverhalten, Unruhe, Schlaflosigkeit und Aggressivität müsse man sich regelmäßig die Frage stellen, ob der Kranke womöglich unter Schmerzen leide, diese aber nicht mehr anders zum Ausdruck bringen könne. Im Zweifelsfall sei es durchaus sinnvoll, nach Rücksprache mit dem Arzt ein potentes Schmerzmittel probeweise zu verabreichen und dann zu beobachten, inwieweit sich unter dem Einfluss des Analgetikums das Verhalten und die Reaktionen des Kranken ändern. Die bei Unruhe und Aggressivität oft praktizierte Gabe eines Neuroleptikums nütze bei Schmerzen natürlich nicht, der Demenzkranke leide vielmehr weiter. Selbstverständlich sei auch zu bedenken, dass Schmerzen ein Krankheitssymptom sind, dass man nicht dauerhaft durch Analgetikagaben kaschieren dürfe, so Pierobon, denn damit würde die schmerzauslösende, möglicherweise lebensbedrohliche Grunderkrankung unbehandelt bleiben. Deshalb gilt: wenn eine Verhaltensänderung nach Gabe eines Analgetikums eintritt, nicht unreflektiert zur Dauermedikation übergehen, sondern durch Krankenbeobachtung und diagnostische Maßnahmen die schmerzauslösende Erkrankung identifizieren!
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