Bad Wörishofen. Letztes Jahr war es nur ein kleines Pflänzchen, das der evangelische Pfarrer in den Bad Wörishofener Herbst pflanzte. Heuer wollen schon jetzt an die 500 Dauergäste fünf Tage in Bad Wörishofen bleiben, um Pater Anselm Grün, den katholischen Zenmeister Willigis Jäger oder Bert Hellinger zu hören. Hinzu kommen erfahrungsgemäß mehrere tausend Tagesgäste, die in ausgesuchten Workshops die Medizin der Hildegard von Bingen erlernen wollen oder den Weg zu einem natürlichen Umgang mit Mutter Erde bei Eva Aschenbrenner, dem Agrorebellen Sepp Holzer und dem Schamanen Dr. Storl studieren wollen. Pfarrer Fliege: "Ich gebe zu, es war ein Abenteuer einfach einzuladen, mal seh"n wer kommt! Aber jetzt läuft es wie von selbst. Als wenn wir dem Suchen der Menschen nach Sinn nur ein paar Tore öffnen mussten und ein paar Betten besorgen. Die Klöster sind schon voll. Jetzt funktionieren wir ein paar Hotels zu Pilgerherbergen mit spiritueller Begleitung um." Die Nacht der Heiler, zu der aus ganz Deutschland bekannte "Wunderheiler" Geistheiler und Handaufleger anreisen, stößt in katholischen Kreisen Bad Wörishofens auf Skepsis. Fliege: "Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass die Menschen in ihrer Not auch zu den Wunderheilern pilgern. Wir werden stattdessen darauf achten, Kriterien zu entwickeln wie diese Geistheiler in unseren medizinischen Alltag integriert werden können. Das ist in Europa längst gängige Praxis. Nur bei uns nicht. Allerdings machen sich jetzt schon Krankenkassen Gedanken darüber, wie sie den Besuch beim Heiler mitfinanzieren."