Heidelberg, 18. Oktober 2010
Die Worte wollen einfach nicht heraus, die Zunge hängt an einer einzelnen Silbe fest. Stottern bedeutet für die rund 800.000 Betroffenen in Deutschland oft Angst, vor allem vor den Vorurteilen der Gesellschaft. Darauf macht am 22. Oktober der Welttag des Stotterns aufmerksam.
Die SRH Fachschule in Heidelberg bildet zukünftige Logopäden darin aus, Stotterern zu helfen, mit der Angst umzugehen. Vollständig heilbar ist die Sprachstörung nämlich meist nicht. „Alle Methoden, die sagen, dass Stottern verschwindet, wenn man sich nur Mühe gibt, sind unseriös“, sagt Lehrlogopädin Helga Lohmann.
Die Fachschule vermittelt deshalb vor allem den „Nicht-Vermeidungsansatz“ des Psychologen Dr. Charles van Riper. In Alltagssituationen wie dem Gang zum Bäcker trainieren die Schüler mit ihren Patienten, das Stottern bewusst zuzulassen. Regelmäßige Übungen bauen die Sprechangst ab. Schritt für Schritt kommen die Betroffenen wieder mit anderen ins Gespräch. Im Idealfall entwickelt sich das Stottern fast ganz zurück.
Die Eltern stotternder Kinder zu unterstützen, ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Logopädieausbildung. Gerade sie plagen oft Schuldgefühle, dabei können weder Eltern noch Kind etwas dafür, dass Stottern entsteht. Die genauen Ursachen sind bis heute unklar.
Bleibt das Stottern bis ins Erwachsenenalter, ziehen sich viele Betroffene zurück. „Sie haben Angst, nicht für voll genommen zu werden. Großen Anteil daran haben die Medien, im Fernsehen sind Stotterer immer die Deppen“, sagt Thomas Schmidt, Lehrlogopäde für die Behandlung Erwachsener.
Ohne Angst mit dem Stottern zu leben, ist ein langer Prozess. Wenn Stotternde sich trauen zu reden, sind die Reaktionen nach Erfahrung der Logopäden jedoch oft positiver als erwartet. Der Welttag kann weiter dazu beitragen, dass mehr Menschen natürlicher mit Stottern umgehen.