Laut und schrill, klappernd und schellend wird in Südtirol der Winter vertrieben. Besonders der Vinschgau pflegt noch viele alte Faschingsbräuche. Die Dorfbewohner verkleiden sich wie vor hunderten Jahren, treffen sich zu närrischen Umzügen und machen dem Winter mit lautem Geschrei und phantasievollen Masken der Garaus. In Taufers im Münstertal gibt es den Brauch des Keschtnschellens (01.03.11), der den Winter vertreiben und den „Langez“ (Frühling) einläuten soll. Dazu laufen Kinder mit umgebundenen Kuhschellen durch das Dorf. Der Name des Brauchs kommt von den getrockneten „Keschtn“ (Kastanien), welche die Kinder früher für den Gesang und das Geläut erhielten. Zu den bekanntesten und urtümlichsten Faschingsbräuchen zählt das Zusslrennen (03.03.11) am Unsinnigen Donnerstag in Prad am Stilfserjoch. Die „Zussln“ sind von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet und mit bunten Maschen und Papierblumen geschmückt. Mit ihren 20 Kilogramm schweren Kuhschellen lärmen sie stundenlang und vertreiben so die bösen Geister und die Winterkälte. Nach dem traditionellen Fasnachtsumzug in Laatsch/Mals (06.03.11) wird am Aschermittwoch die „Fosnocht“ begraben. Ein weiterer Höhepunkt des „Narrischen Treibens“ ist der große Faschingsumzug in Laas (08.03.11): Dabei sorgen einfallsreiche Kostüme, bunte Masken und große Umzugswägen für ausgelassene Stimmung. Ein typischer Fruchtbarkeitsbrauch im Oberen Vinschgau ist das Scheibenschlagen (13.03.11) am ersten Fastensonntag. An langen Gerten werden Scheiben ins Feuer gehalten, glühend geschwungen und auf dem Boden abgeschlagen. Dann fliegen sie in hohem Bogen durch die Nacht, während ein alter Vers gesungen wird.
Faschingsbräuche im Vinschgau
01.03.11: Keschtnschellen – Taufers im Münstertal • 03.03.11: Zusslrennen – Prad am Stilfserjoch • 06.03.11: traditioneller Fasnachtsumzug – Laatsch/Mals • 06. + 08.03.11: Maschgertanz – Prad am Stilfserjoch • 08.03.11: großer Faschingsumzug – Laas • 13.03.11: Scheibenschlagen – verschiedene Orte im Vinschgau
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