fit und munter - Zweisprachigkeit zögert den Beginn der Alzheimer-Erkrankung hinaus

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Zweisprachigkeit zögert den Beginn der Alzheimer-Erkrankung hinaus

Ein Kanadisches Forscherteam hat herausgefunden, dass Zweisprachigkeit den Beginn der Alzheimer-Demenz um bis zu fünf Jahre hinauszögern kann.
In der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift Neurology vom 9. November berichtet ein Kanadisches Forscherteam über die Resultate, die sie bei der Beobachtung von 200 Patienten mit möglicher Alzheimer-Diagnose gemacht haben. Interessant daran ist, dass diejenigen Patienten, die mindestens zweisprachig waren, die typischen Alzheimer-Symptome deutlich später bemerkten, als diejenigen, die nur einer Sprache mächtig waren. Die Differenz im Beginn der Demenz betrug bis zu fünf Jahre.

Das hochkarätige Forscherteam, das zu diesen neusten Erkenntnissen gekommen ist, besteht aus Dr. Fergus Craik vom Rotman Research Institute, Dr. Ellen Bialystok von der York University und Dr. Morris Freedman, ein anerkannter Alzheimer-Spezialist. Geführt wurde die Studie vom Baycrest Rotmann Research Institute.

"Bevor falsche Schlüsse gezogen werden, müssen wir festhalten, dass wir nicht behaupten, Zweisprachigkeit beuge der Alzheimer-Demenz oder anderer Demenz-Formen auf irgend eine Art und Weise vor. Es scheint vielmehr so zu sein, dass Zweisprachige über eine grössere kognitive Reserve verfügen, die schliesslich dafür verantwortlich ist, dass die Alzheimer-Symptomatik verzögert auftritt," sagte der Studienleiter und Co-Editor des Standardwerkes "The Oxford Handbook of Memory", Dr. Craik.

Das Gehirn von Personen, die mehrere Sprachen sprechen zeigt dieselben typischen Verfallszeichen der Alzheimer-Erkrankung, wie dasjenige der Vergleichspersonen. Die Fähigkeit zwei oder mehrere Sprachen zu sprechen, scheint das Gehirn dieser Personen aber mit kompensatorischen Fähigkeiten zu versehen, die es ermöglichen die typischen Alzheimer-Symptome (Gedächtnisverlust, Verwirrtheit, und Schwierigkeiten in der Problemlösung und Planung) zu überspielen.

Die Untersuchungen wurden zwischen 2007 und 2009 an 211 Patienten durchgeführt, die alle mit der Diagnose Alzheimer in die Sam and Ida Ross Memory Clinic eingeliefert wurden. Um den Einfluss der Mehrsprachigkeit auf den Beginn der Alzheimer-Symptomatik zu überprüfen, wurde das Datum der Diagnose und das Alter, in dem die ersten Symptome aufgetreten sind, festgehalten. Ausserdem wurden Angaben zur Berufsgeschichte, der Ausbildung und der Sprachfähigkeit verglichen. Aufgrund dieser Daten konnten die Forscher zwei Gruppen mit 102 Zweisprachigen und 109 Einsprachigen bilden.

Das Forscherteam fand heraus, dass die zweisprachigen Patienten durchschnittlich 4.3 Jahre später mit der Diagnose Alzheimer konfrontiert wurden und dass sie im Durschnitt 5 Jahre später über die ersten Symptome klagten, verglichen mit den einsprachigen Patienten. Die restlichen Parameter waren in beiden Gruppen vergleichbar, so dass der Unterschied einzig auf die Sprachfähigkeit zurückgeführt werden konnte.

Die Studie erhärtet damit Befunde, die bereits 2007 durch Dr. Bialystok in der Fachzeitschrift Neuropsychologia publiziert wurden. Damals wurden 184 Patienten mit der Diagnose Alzheimer und anderer Demenzformen untersucht. Zweisprachige zeigten dort einen verzögerten Beginn der typischen kognitiven Symptomatik von vier Jahren.

Die neue Studie ist somit Wasser auf die Mühlen derjenigen, die behaupten, dass Lifestyle Faktoren wie beispielsweise Herz-Kreislauf Training, gesunde Ernährung und Mehrsprachigkeit eine zentrale Rolle in der Verarbeitung kognitiver Probleme spielen, wie sie bei altersbedingten Demenzerkrankungen typischerweise auftreten.

"Obwohl eine ganze Menge Forschungsaufwand für die Suche nach neuen und effektiveren Alzheimer-Medikamenten betrieben wird, gibt es noch kein einziges Produkt, dass den Beginn der Alzheimer-Symptomatik verzögern könnte, ganz zu Schweigen von einer Verzögerung von bis zu fünf Jahren," meinte Dr. Freedman.

Wie so häufig in der Medizin scheint also auch hier zu gelten, dass Vorbeugen besser ist als Heilen. Und vorbeugen kann man offenbar, indem man sein Gehirn fit hält, beispielsweise durch das Lernen verschiedener Sprachen.

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