Das Berufsbild der Medizinisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (MTA) ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Hinter Tätigkeiten wie der Analyse von Blutproben oder den Untersuchungen mit Röntgenstrahlen werden oft Ärzte oder Pflegekräfte vermutet. Doch es sind MTA, die diese Tätigkeiten an der Schnittstelle von Patient und Medizintechnologie ausüben. Für junge Schulabgänger bietet der Beruf nicht nur sehr sichere Job-Chancen, sondern immer öfter auch gute Weiterqualifizierungsmöglichkeiten. Im niedersächsischen Stade können sich angehende MTA ab sofort "in einem Rutsch" doppelt qualifizieren und neben der Ausbildung auch ein Fachabitur ablegen.
Die Fachschule am Elbe-Klinikum Stade ist damit die erste in Niedersachsen und die zweite in ganz Deutschland, die eine solche Doppeltqualifikation anbietet. MTA-Schülerinnen und Schüler können parallel zu ihrer Ausbildung zusätzlichen Unterricht in Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik besuchen (im Umfang von 220 Stunden während des Schuljahrs) und anschließend eine Fachabiturprüfung ablegen. Viele Unterrichtsinhalte der regulären MTA-Ausbildung werden für das Fachabitur anerkannt, was den Zusatzaufwand für die Schülerinnen und Schüler übersichtlich macht. Wer das "Doppelpack" aus MTA-Ausbildung und Fachabitur innerhalb von drei Jahren erfolgreich absolviert, dem stehen dann sowohl der direkte Weg in den Beruf als auch ein weiterführendes Studium an allen deutschen Fachhochschulen offen.
Stade gehört damit bundesweit zu den Vorreitern. Bislang bietet lediglich die MTA-Schule im nordrhein-westfälischen Lemgo eine solche Doppelqualifikation an. In Bayern werden ähnliche Modelle in einem Schulversuch erprobt.
"Wir begrüßen das neue Angebot in Stade ausdrücklich. Medizinisch-technische Assistenten üben eine hoch qualifizierte Tätigkeit aus - der Doppelabschluss sorgt dafür, dass die Karriereleiter nach oben weiter offen ist", so Anke Ohmstede, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Verbandes Technischer Assistentinnen und Assistenten in der Medizin (dvta). Der Berufsverband tritt seit Langem für einen akademischen MTA-Abschluss ein, so wie in anderen europäischen Ländern üblich.
Angehende MTA erwarten attraktive Job-Perspektiven: In Deutschland arbeiten derzeit rund 90.000 Medizinisch-Technische Assistentinnen und Assistenten in den Fachrichtungen Laboratoriumsmedizin, Radiologie, Funktionsdiagnostik und Veterinärmedizin. Die Arbeitslosenquote ist mit rund vier Prozent extrem niedrig; in vielen Regionen herrscht bereits MTRA-Mangel. Durch den Fortschritt in der modernen Medizintechnologie rechnen Experten auch weiterhin mit einem hohen Bedarf an MTA. Der Beruf ist vor allem bei Frauen sehr beliebt; je nach Fachrichtung liegt der Frauenanteil zwischen 90 und 95 Prozent. MTA sind überwiegend an Krankenhäusern, in ärztlichen Fachpraxen sowie in Forschungseinrichtungen beschäftigt. Die Bezahlung erfolgt überwiegend nach öffentlichen Tarifverträgen.