- Das gestern von der Regierungskoalition beschlossene Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz hat beim Apothekerverband-Rheinland-Pfalz die Alarmglocken schrillen lassen. Das Bundeskabinett hatte mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP beschlossen, den Zwangsrabatt, den die Apotheken den Krankenkassen zu gewähren haben, für die Jahre 2011 und 2012 von 1,75 Euro auf 2,05 Euro pro Packung zu erhöhen. Das würde für die Durchschnittsapotheke ein Ertragsminus von 7.500,00 Euro bedeuten.
Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Hermann S. Keller reagierte mit Wut und Entsetzen auf die gefassten Beschlüsse. "Diese Maßnahme wird bei einer Reihe von Apotheken zum wirtschaftlichen Kollaps führen. Gerade die Apotheken im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz leben zu über 85 Prozent von den zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen ausgestellten Rezepten. Sie haben keine Möglichkeit, Einbußen in dieser Größenordnung zu kompensieren".
Keller machte deutlich, dass die Zahl der zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz abgegebenen Packungen in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 28.250.000 auf 27.587.000 gesunken sei, das entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozent. Auch die Ärzte zeigten bei der Zahl ihrer ausgestellten Rezepte Zurückhaltung. Hier sank die Zahl von 17.545.000 auf 17.257.000, das entspricht einem Minus von 1,6 Prozent. Die Arzneimittelausgaben liegen mit 987 Mio. Euro auf dem Vorjahresniveau.
Wie absurd das Vorgehen der Regierung gegen die Apotheken sei, werde dadurch deutlich, dass die Apotheken nur 2,5 Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen verantworten. Die Verwaltungsausgaben der Krankenkassen seien doppelt so hoch wie das Honorar für die Versorgung der Apotheken. Zudem beschäftigten die Kassen deutlich weniger Menschen.
Man müsse kein Prophet sein, um festzustellen, dass dies zu erheblichen Einschnitten für viele Patienten führen werde. Gerade ältere Menschen ohne Auto seien darauf angewiesen, ihre Arzneimittel in der Apotheke vor Ort zu holen und sich entsprechend beraten zu lassen. Nicht selten sei die Apotheke die soziale Anlaufstelle für die ältere Bevölkerung.
"Die Apotheken in Rheinland-Pfalz bieten nahezu 8.000 wohnortnahe Arbeitsplätze, auch diese werden mit Vorsatz und ohne Not gefährdet", so Keller weiter. "Die Politik hat unser Vertrauen verloren!", lautete das Fazit des Verbandschefs.
Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz e.V. vertritt die Interessen der selbstständigen rheinland-pfälzischen Apothekerinnen und Apotheker. Er ist Vertragspartner der Krankenkassen und schließt mit diesen Verträge ab. Von den 1.116 Apothekenleitern sind 95 Prozent freiwillige Mitglieder im Verband.
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Kirsten Müller-Kuhl
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