sup.- Kinder werden zu häufig und schnell therapiert statt gefördert. Das zeigt der Barmer GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2010. Fast fünf Prozent der Kinder im Alter bis zu 13 Jahren erhielten im Jahr 2008 Physiotherapie. Der häufigste Grund für die Verordnung waren mit 46 Prozent Rückenschmerzen, gefolgt von Gelenkerkrankungen (21 Prozent), sonstigen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sowie des Bindegewebes (15 Prozent) sowie Krankheiten der Weichteilgewebe (13 Prozent). "Am Anfang des Lebens wird die Physiotherapie oft zu schnell eingesetzt, am Ende eines Lebens wird sie dagegen zu sparsam verwendet", beklagt der Studienleiter Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
Dass bereits Kinder zunehmend unter Rückenschmerzen leiden, hat vor allem eine Ursache: mangelnde Bewegung im Alltag. Laut einer Erhebung von Prof. Klaus Bös (Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe), bei der Bewegungstagebücher von Grundschulkindern (sechs bis zehn Jahre) ausgewertet wurden, kommt körperliche Aktivität bei den heutigen Kids eindeutig zu kurz. Die Analyse ergab: 23 Stunden des Tages verbringen Kinder durchschnittlich liegend, sitzend oder stehend. Lediglich eine Stunde bewegen sich die Sprösslinge, davon maximal 30 Minuten intensiv. Diese körperliche Passivität, begünstigt insbesondere durch hohen Computer- und Fernsehkonsum, führt u. a. dazu, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind, die motorischen Leistungen nachlassen und eben auch schon in jungen Jahren Probleme mit dem Rücken auftreten. Diesem bewegungsarmen Lebensstil entgegenzuwirken, ist nicht nur Aufgabe von Kindergärten und Schulen. Hier sind insbesondere auch die Eltern gefordert. Praktische Tipps und Anregungen, wie mehr Bewegung in den Alltag der Kinder gebracht werden kann, finden Interessierte z. B. auf dem Internetportal www.komm-in-schwung.de.
