Gesundheit – Mehr als 300 Besucher folgten einer Einladung der Aktion „Rückenwind bei Lungenkrebs“ des Lungenzentrums Bonn/Rhein-Sieg in das Hotel Königshof in Bonn.
In 2 Podiumsrunden informierten Ärzte, die Mitglied im Lungenzentrum aus Bonn und Rhein-Sieg über Diagnose und Therapie bei Lungenkrebs. Klar wurde dabei den Zuhörern ganz schnell: die Therapie gibt es nicht. Nach objektiven Fakten und nach den besten wissenschaftlichen Erkenntnissen machen die Ärzte ihren Patienten einen Vorschlag, wie sie gegen den Krebs vorgehen würden. Hier stehen Operation, Strahlentherapie und/oder Chemotherapie zur Option. Letztlich muss aber der Patient - oft auch mit Unterstützung seines Hausarztes – sich für seine Therapie entscheiden. In einer abschließenden Podiumsrunde konnten sich dann Patienten und Angehörige u.a. bei dem Sohn des an Lungenkrebs verstorbenen Schauspielers Diether Krebs, Moritz Krebs, informieren, was den Betroffenen über die Therapie hinaus helfen kann.
Mitglied im Lungenzentrum Bonn/ Rhein-Sieg ist auch das Praxisnetzwerk Hämatologie und internistische Onkologie um den Praxisgründer Helmut Forstbauer. Mit ihm sprach Martina Ihrig, Kommunikationsberatung für Ärzte und Kliniken, über Chemotherapie und die Begleiterscheinungen der Erkrankung Lungenkrebs.
Martina Ihrig: Herr Dr. Forstbauer, Sie sprachen in der Podiumsrunde von den verschiedenen Begleiterscheinungen bei Lungenkrebs. Welche sind das insbesondere?
Dr. Helmut Forstbauer: Wir unterscheiden die Beschwerden der Grunderkrankung selbst und die Begleiterscheinung der Therapie. Im frühen Stadium einer Erkrankung hat der Patient oft gar keine Beschwerden. Bei fortgeschrittenem Lungenkrebs klagt ein Patient manchmal über Husten und Blutauswurf, typisch sind auch Leistungsschwäche und Gewichtsverlust.
Unter einer chemotherapeutischen Behandlung leiden manche Patienten unter Begleiterscheinungen der Therapie. Dabei nennen Betroffene heute Übelkeit und Erbrechen bei den Patienten nicht mehr an erster Stelle. Patienten beklagen hingegen heute eher Schwächeperioden und Haarausfall als die gravierendsten Nebenwirkungen.
Martina Ihrig: Warum bzw. wann werden Patienten, bei denen im Frühstadium ein Tumor vollständig entfernt wurde, chemotherapeutisch behandelt?
Dr. Helmut Forstbauer: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine vorbeugende („adjuvante“) Chemotherapie vielen Lungenkrebspatienten hilft den Krebs endgültig zu besiegen.
Nicht immer reicht die Operation alleine aus. Wenn der Tumor eine gewisse Größe hat bzw. Lymphknoten betroffen waren, ist das Risiko der Streuung von Krebszellen (sogenannte „Mikrometastasen“) sehr groß und trotz vollständiger Entfernung des eigentlichen Tumors bekommen viele Patienten später einen Rückfall. Dagegen kann nur eine im ganzen Körper wirksame „systemische“ Behandlung wie eine Chemotherapie schützen.
Gesunde Zellen erholen sich nach einer Chemotherapie, während der Stoffwechsel der Tumorzellen unter einer Chemotherapie zerstört wird. Wichtig ist es in dieser Phase die Betroffenen über die Nebenerscheinungen aufzuklären und sie zu motivieren die Therapie aktiv mitzumachen.
Martina Ihrig: Welche Möglichkeiten bietet die Medizin heute die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu reduzieren?
Dr. Helmut Forstbauer: Wir können heute viele Nebenerscheinungen mit Hilfe der sogenannten supportiven, d.h. unterstützenden Therapie ausschalten oder zumindest reduzieren.
Martina Ihrig: Wie sieht das im fortgeschrittenen Stadium bei Lungenkrebs aus?
Dr. Helmut Forstbauer: Auch bei Pat. mit fortgeschrittenem Lungenkrebs ist heute in der Regel eine systemische Behandlung (Chemo- und /oder Immuntherapie bzw. Therapie mit „kleinen Molekülen“) angezeigt. Daneben sollten aber immer auch begleitende Beschwerden durch die Tumorerkrankung selbst mitbehandelt werden. Hier bieten wir z.B. eine aktive Bekämpfung von Schmerzen parallel zur Chemotherapie an. In den Tumorkonferenzen im Lungenzentrum Bonn/Rhein-Sieg besprechen wir einmal wöchentlich mit den anderen Mitgliedern u.a., wie wir den Patienten in dieser Phase am besten helfen können.
Martina Ihrig: Abschließend noch eine Frage: Wie können heute im Zeitalter der Genetik die unterschiedlichen genetischen Veränderungen der Krebszellen berücksichtig werden und diese in die Entscheidung zur Therapie einfließen?
Dr. Helmut Forstbauer: Es gibt heute viele verschiedene Therapien, die ganz unterschiedlich wirken und verträglich sind. Die Untersuchung der genetischen Eigenschaften der Krebszellen vor Beginn der Therapie hilft uns eine Therapie zu finden, die möglichst zielgerichtet wirkt und dann auch meist gut vertragen wird. Und die optimale unterstützende Begleittherapie bieten wir gleich mit an.
Martina Ihrig: Herr Dr. Forstbauer, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und viel Erfolg mit Ihren Kollegen im Lungenkrebszentrum Bonn/Rhein–Sieg beim gemeinsamen Kampf gegen den Lungenkrebs.
Praxisnetzwerk Hämatologie und internistische Onkologie
Dr. med. Helmut Forstbauer
Schloßstraße 18 (am St. Joseph-Hospital)
53840 Troisdorf
Tel.: 02241 - 801 871
www.onkologie-rheinsieg.de
Profil Praxisnetzwerk
Wir sind eine internistische Facharztpraxis für Blut- und Krebserkrankungen (Hämatologie und Onkologie). Seit 1999 betreuen wir in unserer Praxis am St. Josef-Hospital in Troisdorf Patienten mit bösartigen Erkrankungen des Blutes und/oder Tumorerkrankungen. Um auch Patienten in Bad Honnef und Umgebung eine wohnortnahe Versorgung anbieten zu können, haben wir bereits im Oktober 2007 im CURA St. Johannes Krankenhaus eine Zweigpraxis eröffnet. Und seit Februar 2008 betreuen wir nun gemeinsam mit Frau Dr. Ruth Reihs und Herrn Dr. med. Ernst Rodermann
auch Patienten mit Krebserkrankungen in einer Praxis am St. Josef-Krankenhaus in Bonn-Beuel.