Mit zahlreichen Werbe- und Aufklärungskampagnen wird seit geraumer Zeit versucht die Menschen zu regelmäßigen Krebsvorsorgeuntersuchungen bei Medizinern zu bewegen. Kernaussage der Botschaft, ob bei Prostatakrebs bei Männern oder Brustkrebs bei Frauen: Je früher die potentiell gefährliche Veränderung erkannt wird, desto wirksamer und erfolgreicher die Behandlung. Nun werden die Stimmen von Experten immer lauter, dass die Vorsorgeuntersuchungen keinesfalls diesen gewünschten Effekt besitzen, sondern schlimmer noch, in vielen Fällen unnötige Belastungen auslösen.
Statistisch gesehen ist die Zahl der Frauen, die durch eine frühzeitige Diagnose vor dem lebensbedrohlichen Tumorwachstum gerettet wurden relativ gering. Forscher fanden heraus, dass ein Großteil der Erkrankungen auch ohne eine Vorsorgeuntersuchung eine positive Heilungsbilanz hatten. Das eigentliche Hauptargument, das die Gegner der übermäßigen Krebsvorsorgeuntersuchungen ins Feld führen ist die Tatsache, dass in relativ vielen Fällen eine falsche Diagnose gestellt wird, und damit starke körperliche und psychische Belastungen bei den betroffenen Nicht-Betroffenen auslösen. Der Grund: Bei vielen entdeckten Krebsgeschwüren handelt es sich um ungefährliche Tumore. Darüber hinaus sehen die Experten keinen Rückgang bei der Sterblichkeitsrate von Brustkrebserkrankungen bei Frauen – trotz der vermehrten Vorsorgeuntersuchungen.
„Die kritischen Aussagen setzen in diesem Zusammenhang ein falsches Zeichen“, so Dr. Annette Haase, praktizierende Medizinerin auf dem Gebiet der Gynäkologie und Frauenheilkunde in Berlin.
„Vor allem bei Frauen aus den so genannten Risikogruppen ist eine Vorsorgeuntersuchung durchaus als sehr sinnvoll anzusehen.“
Zu der Gruppe, die ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken besitzt, gehören nach Aussage der Frauenärztin unter anderem Frauen mit erblicher Veranlagung, im fortgeschrittenem Alter oder/und erhöhtem Körpergewicht. Auch ungesunde Lebensgewohnheiten, wie Alkohol oder Zigaretten gelten als Risikofaktoren.
„Eine Behandlung ist bei einer Früherkennung immer leichter und hat höhere Chancen auf einen positiven Verlauf. Natürlich müssen auch wir als Ärzte mit besonderer Aufmerksamkeit und ohne voreilige Schlüsse zu ziehen arbeiten. Der Grund warum sich statistisch die Zahlen der Krebserkrankungen trotz Vorsorgeuntersuchungen nicht verringert hat, könnte auch in der Tatsache, dass die Krebserkrankungen durchschnittlich immer häufiger auftreten zu finden sein“, so Dr. Haase abschließend.
Die Informationen sind demnach der wichtigste Aspekt einer gelungenen Vorsorge; zumal eine Früherkennung das Auftreten von Krebs nicht verhindern, sondern ausschließlich früher behandelbar machen kann.