Das Thema „künstliche Befruchtung“ wird in der Bevölkerung und in der Presse nach wie vor heiß diskutiert. Zwischen ethisch-moralischen Bedenken und medizinischen Risiken erstreckt sich das Spektrum des somit nicht ganz einfachen Diskurses. Die Grenze zwischen wissenschaftlicher Analyse und ethisch-moralischem Imperativ sind in vielen Fällen mehr als porös, und daher auch sehr genau zu rezipieren.
Erst in jüngster Vergangenheit wurden auf Studien basierende Artikel veröffentlicht, die auf die Gefahren der IVF (In-Vitro-Fertilisation) für die Wunschkinder und deren Eltern verweisen. So wurde in einer Veröffentlichung über die erhöhte Rate an Totgeburten nach Behandlungen durch In-Vitro-Fertilisation berichtet; in einem weiteren Artikel wurde anhand wissenschaftlich-empirischer Daten die Feststellung eines über 40 Prozent erhöhten Risikos von Krebserkrankungen bei Kindern, die durch eine künstliche Befruchtung gezeugt worden sind veröffentlicht.
„Die Diskussion um die In-Vitro-Fertilisation in den Medien und der Öffentlichkeit ist immer eine Diskussion, die auch mit Ängsten, Vorurteilen und vielen weiteren Faktoren aufgeladen ist“, weiß auch die in Berlin praktizierende Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Annette Haase.
„Die Berichterstattungen konzentrieren sich in vielen Fällen zu sehr auf eben diese Faktoren, nicht zuletzt, um so eine gelungene Schlagzeile zu erhalten. In dem Fall der erhöhten Krebsrate bei IVF-Kindern ist die genetische Disposition der Eltern sehr wahrscheinlich eine der Hauptursachen des erhöhen Risikos bei den Kindern. Auch bei Eltern, die keine künstliche Befruchtung, aber jahrelang Probleme bei der Zeugung des Nachwuchses hatten, tritt das Risikopotential in gleichen Maßen auf. Rückschlüsse auf die IVF als solche, sind daher nicht ganz so pauschal zu begründen.“
Tatsächlich fallen die Zahlen, die die Signifikanz des erhöhten Risikos von Krebserkrankungen ausweisen beim betrachten der Studie ein wenig geringer aus.
„Natürlich sind diese Studien wichtig und werden auch von der Fachschaft mit großem Interesse verfolgt. Die Diskussionen jedoch, die in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, entbehren aus allzu bekannten Gründen oftmals einer wissenschaftlichen Genauigkeit“, so Dr. Haase resümierend.