Seit nunmehr genau dreißig Jahren veranlasst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) kontinuierlich die Untersuchung des Verhaltens von 14- bis 17-jährigen Jugendlichen hinsichtlich Aufklärung, Sexualität und Verhütung.
Nun sind die ersten Ergebnisse der bereits im vorigen Jahr begonnen Befragung veröffentlicht worden.
Für die repräsentative Studie des Jahres 2009/2010 wurden insgesamt rund 3.500 Jugendliche in der ganzen Bundesrepublik befragt. In etwa Eintausend dieser Jungen und Mädchen hatten einen Migrationshintergrund.
Zu den wichtigsten und auffälligsten Erkenntnissen der Neuauflage der Erhebung zählte die Feststellung, dass entgegen des Trends der Studie aus dem Jahr 2005, Jungen und Mädchen beim „ersten Mal“ wieder vermehrt zu Verhütungsmitteln greifen, und das Alter für den ersten Geschlechtsverkehr gleichzeitig häufig höher ist als in der vorherigen Erhebung.
„Diese ersten Ergebnisse spiegeln unsere Erfahrung in der täglichen Praxis ist in sehr ähnlicher Weise wider“, so Olaf Horn, praktizierender Frauenarzt in Berlin-Spandau.
„Der Trend, dass der erste Geschlechtsverkehr der Jugendlichen in immer jüngeren Jahren stattfindet, scheint zunächst einmal ein wenig zu stagnieren. Mindestens ebenso wichtig wie die beiden bisherig herausgestellten Punkte sind aus unserer Sicht aber die Forschungsergebnisse, welche dezidiert die Situation der Mädchen (und Jungen – Anm. d. Red.) mit Migrationshintergrund untersuchen. Gerade in einer Großstadt wie Berlin sind diese Ergebnisse von nicht nur für uns von großem Interesse.“
In der Studie 2010 wurde vor allem auf die Befragung der Eltern und der Einschätzung der gesamten familiären Situation bezüglich Aufklärung und Sexualität von Migrationsfamilien Wert gelegt.
„Bisher war es zumeist so, dass nach Beginn der sexuellen Aktivität, Jugendliche aus einem Migrationshintergrund in der Regel ihre Familienplanung in einer sehr viel schnelleren Frequenz als deutsche Jugendliche begannen. Die durchgeführte Studie wird hinsichtlich dieser Entwicklung eventuell ebenfalls einige neue Erkenntnisse zu Tage fördern“, so der Mediziner.
Da die Langzeitdaten der neuen Studie sich jedoch ausschließlich auf Jugendliche mit deutschem Hintergrund beziehen, werden tatsächliche „Trendentwicklungen“ der Jugendlichen mit Migrationshintergrund erst in den kommenden Jahren erwartet.