Die Entfernung der Weisheitszähne gehört für viele Menschen zu den unliebsamsten und unangenehmsten Erfahrungen beim Zahnarzt. Nicht nur die Behandlung an sich ist oftmals langwierig und unangenehm, auch die Folgeerscheinungen sind vielfach nachhaltig - zum Teil auch schmerzhaft.
Eine Studie aus Norwegen belegt, dass die Entfernung der Weisheitszähne oftmals jeder medizinischen Notwendigkeit entbehrt.
Das Ergebnis der Studie von Wissenschaftlern der norwegischen Universität Bergen attestiert den skandinavischen Zahnärzten und Kieferorthopäden ein vernichtendes Zeugnis. In viel zu vielen Fällen erfolgt eine Extraktion der Weisheitszähne von Patienten, ohne das der geringste medizinisch-wissenschaftliche Anlass dazu gegeben wäre. Weitaus schlimmer sehen die Forscher in diesem Zusammenhang den Fakt, dass nicht die Weisheitszähne an sich, sondern ausschließlich die Behandlung bzw. Entfernung der Weisheitszähne schwerwiegende Komplikationen und Beschwerden nach sich ziehen. Vor allem norwegische Kieferorthopäden, so geht aus der Studie hervor, sind in zu vielen Fällen zu schnell bei der „Sache“.
Und Hierzulande?
„Falls sich die Ergebnisse aus Norwegen bewahrheiten, handeln diese Ärzte fahrlässig“, so Carsten-Can Öztan von der Zahnklinik-Ost in Berlin Adlershof/Marzahn.
„Zwar gehört die Behandlung der Weisheitszähne zu den Routineeingriffen in der zahnmedizinischen Praxis, ein gewisses Restrisiko bleibt jedoch immer bestehen. Wer das Wohl seiner Patientinnen und Patienten im Auge hat, wird nur in konkreten Fällen, bei denen eine signifikante Verschlechterung der Lebensqualität bzw. eine erhöhte Risikolage für die Mund- und Zahngesundheit der Patientin oder des Patienten vorliegt, einer operativen Entfernung der Weisheitszähne empfehlen.“
Was sind konkrete Fälle?
„Die Begründung, dass sich, sollte man die Weisheitszähne nicht entfernen, die vorderen Zähne verschieben würden, ist, gelinde gesagt, nicht wirklich zutreffend. Natürlich gibt es bei falsch gelagerten Weisheitszähnen Einflüsse auf die Mundumgebung, diese sind jedoch individuell, und von Fall zu Fall zu beurteilen. In den meisten Fällen besteht die größte Gefahr in der nicht möglichen Reinigung der verlagerten Zähne, was in der Folge zu Entzündungen und zum Teil schmerzhaften Krankheitsbildern im Mundraum führen kann.
Über den Erhalt oder die Entfernung der Weisheitszähne wird aber in jedem Fall von Person zu Person entschieden. Nur bei einer stark erhöhten Risikolage oder bereits bestehenden Beschwerden ist ein operativer Eingriff zur Extraktion der Weisheitszähne die angemessene Behandlung“, so der Berliner Zahnmediziner abschließend.