Die Beckenbodenmuskulatur spielt für Frauen jeden Alters und in vielen Lebensbereichen eine bedeutende Rolle. Ein großer Teil der Lebensqualität hängt direkt mit dem Beckenboden zusammen. Ob als Folge einer Schwangerschaft oder auch als Folge von Krankheiten, wie Multipler Sklerose oder Alzheimer: Bei einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur kann es zu Schwierigkeiten bei sexueller Aktivität, aber auch zu Inkontinenzproblemen kommen.
Die Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und damit zusammenhängend mit dem Verschlussmechanismus der Blase ist weiter verbreitet als gemeinhin angenommen wird. Die so genannte Belastungsinkontinenz wird durch die Dehnung der Muskulatur aufgrund des Wachstums und des Gewichts des Ungeborenen ausgelöst. Die Muskelspannung wird durch das Embryo stark geschwächt und erholt sich bei einem Großteil der Frauen auch nach der Entbindung nicht automatisch. In der Folge kann es bei körperlicher Belastung, zum Beispiel durch das Heben schwerer Gegenstände, zur Absonderung kleinerer oder größerer Mengen von Urin kommen.
Darüber hinaus klagen Frauen die unter einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur leiden, auch über zuvor nicht vorhandene Orgasmusschwierigkeiten bei Geschlechtsverkehr.
„Es gibt viele Ursachen und entsprechend zahlreiche und unterschiedliche Ausprägungen – bei Frauen, wie übrigens auch bei Männern – die mit der Beckenbodenmuskulatur zusammenhängen“, so Dr. Valeria Schlothauer, praktizierende Ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Berlin-Friedrichshain.
„Allen Ausprägungen gemein sind vor allem die Schwierigkeiten über die Folgen offen zu sprechen. Dabei gibt es heute diverse Methoden um diese Folgen der Schwächung der Beckenbodenmuskulatur erfolgreich zu behandeln. In vielen Fällen reicht ein Beckenbodentraining für die Erstarkung der Muskulatur aus, um sowohl leichte Inkontinenz, als auch sexuelle Probleme zu therapieren. In anderen Fällen kann auch Biofeedbacktraining, eine Elektrostimulationstherapie, eine Hormonbehandlung oder auch eine medikamentöse Behandlung helfen. Wichtig ist vor allem eine genaue Diagnose, um gezielte und geeignete Therapiemethoden zu finden. Ein offenes Gespräch ist da natürlich die grundsätzliche Voraussetzung. Leider ist das Thema Inkontinenz immer noch gesellschaftlich, weitestgehend tabuisiert, was die Behandlung natürlich nicht erleichtert, von dem psychischen Druck für die Betroffenen ganz zu Schweigen“, so die Medizinerin abschließend.
Ein erhöhtes Risiko an Inkontinenz bzw. einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur zu laborieren sind Medizinern zufolge das Rauchen von Zigaretten und damit einhergehende chronische Erkrankungen, zu wenig Flüssigkeitskonsum oder Übergewicht.