München, 04. Januar 2011 - Keuchhusten scheint heute fast in Vergessenheit geraten zu sein. Doch treten immer wieder Krankheitsfälle auf, die gerade bei Säuglingen sehr gefährlich verlaufen können. Die Erkrankung wird von Bakterien (Bordetella pertussis) verursacht. Übertragen werden die Krankheitserreger über Tröpfcheninfektionen, also durch Husten, Niesen und Sprechen. Nach der Ansteckung dauert es sieben bis 20 Tage, bevor sich die ersten Krankheitszeichen zeigen, erläutert jameda Gesundheitsredakteurin Dr. Iris Hinneburg.
Langanhaltende Erkrankung
Typisch für Keuchhusten ist der lange Krankheitsprozess. Nach einer ersten Phase mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit kommt es in der zweiten Phase zu starken Hustenstößen, die in großer Zahl anfallsartig und typischerweise nachts auftreten. Sie sind teilweise so heftig, dass es sogar zu Leisten- oder Rippenbrüchen kommen kann. Häufig würgen die Kinder dabei auch zähen Schleim hervor, der Erbrechen auslöst. Dieses Stadium dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Betroffene leiden auch im Anschluss an die akute Phase häufig noch zwei Monate lang unter Husten, denn die Beschwerden klingen nur allmählich ab.
Nur wenige Therapieoptionen
Bei Keuchhusten ist eine kausale Therapie kaum möglich. Antibiotika können in der Anfangsphase zwar das Ansteckungsrisiko senken, beeinflussen die Dauer und die Heftigkeit der Hustenattacken aber nicht wesentlich. Auch eine symptomatische Therapie ist schwierig, da die üblichen Hustensäfte meist nicht helfen. Bei sehr zähem Schleim verordnet der Kinderarzt Schleimlöser, bei Bedarf auch Mittel, die die Krämpfe in den Atemwegen lindern können.
Komplikationen möglich
Bei Jugendlichen und Erwachsenen kommt es bei einer Keuchhusten-Infektion vor allem zu langanhaltendem Husten. Gefährlich für Säuglinge ist ein lebensbedrohlicher Atemstillstand, der durch die Hustenanfälle ausgelöst werden kann. Bei ihnen können auch weitere Komplikationen wie Lungenentzündung und Mittelohrentzündung auftreten. Für jeden tausendsten Patienten, der sich mit Keuchhusten ansteckt, endet die Erkrankung tödlich. Besonders gefährdet sind Säuglinge im ersten halben Jahr.
Besser vorbeugen
Eine Keuchhusten-Erkrankung lässt sich durch Impfung vorbeugen. Der Sechsfach-Impfstoff, den Säuglinge ab der 8. Woche bekommen können, enthält eine Komponente, die vor Keuchhusten schützt. Die Grundimmunisierung ist mit vier Impfungen erreicht. Allerdings ist eine Auffrischung jeweils im Alter von fünf bis sechs Jahren sowie zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr erforderlich.
Um auch ungeimpfte Säuglinge zu schützen, empfiehlt die Ständige Impfkommission, dass auch Erwachsene sich einmalig gegen Keuchhusten impfen lassen sollten. Da es zur Zeit keinen einzelnen Pertussis-Impfstoff auf dem Markt gibt, sollte die nächste Impfung, die gegen Tetanus und Diphtherie fällig ist, als Kombinationsimpfung Tetanus-Diphtherie-Keuchhusten verabreicht werden. Das gilt besonders für Frauen mit Kinderwunsch sowie Menschen mit engen Kontakten zu Neugeborenen und Säuglingen, die in den letzten 10 Jahren nicht gegen Keuchhusten geimpft wurden.