Die Tiere hören auf die Namen Lucy und Aramis, die ihnen der Hausbeirat gegeben hat. Frau Temizkan berichtet im Gespräch mit Sandra Müller, wie es zur Alpaka-Therapie kam und was sie unter anderem bewirken kann.Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform, die vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet wurde.
Aufgrund des Haus- und Begleittiercharakters der ruhigen und friedlichen Alpakas werden diese in Deutschland in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Ergotherapeutin Linda Temizkan berichtet über ihre ersten Erfahrungen damit.
Was gab den Anstoß zur Alpaka-Therapie?
Es hat angefangen mit einem Tagesseminar in tiergestützter Therapie. Wir haben einen Einblick bekommen und gemerkt, dass es eine sehr schöne, aber aufwändige Arbeit ist.
Wer darf tiergestützte Therapien durchführen?
Um therapeutisch mit den Tieren arbeiten zu können, benötigt man eine Ausbildung als Tiertherapeutin bzw. Reittherapeutin.
Warum findet die tiergestützte Therapie in Radeland mit Alpakas statt?
Alpakas wirken auf Menschen entspannend und ausgleichend. Das Alpaka macht keine Unterschiede zwischen behinderten und gesunden Menschen und ist in der Lage, sich dem jeweiligen Menschen, der Situation und der Stimmung anzupassen. Es hat einen vergleichbaren therapeutischen Wert wie der Delfin.
Was zeichnet diese Tiere aus?
Alpakas sind in der Lage, mehrere Stunden am Tag mit Menschen zu arbeiten ohne gestresst zu werden. Dazu sollten sie aber unbedingt trainiert sein und einen Menschen an ihrer Seite haben, der ihnen Sicherheit gibt. Beim Züchter haben wir erfahren, dass es sehr stolze Tiere sind. Alpakas sind Herdentiere, deshalb haben wir zwei in Radeland. Sie verteidigen ihre Gruppe vor Angriffen von Hunden, Füchsen, Wildschweinen etc. und sind in der Lage, bei einem Angriff einen Hund zu töten. Sobald Gefahr droht, beginnt das Alpaka zu "schreien", es stimmen dann alle Tiere mit ein. Erst wenn die Gefahr gebannt ist, beruhigen sie sich.
Worauf muss man im Umgang mit Alpakas besonders achten?
Es ist wichtig, die Tiere nicht am Kopf zu streicheln, da sie dies als Angriff werten. Wenn einem Alpaka etwas nicht gefällt, vor allem den weiblichen Tieren, spucken sie den Gegner an. Die Tiere müssen schrittweise an ein Halfter und an das Striegeln gewöhnt werden. Auch den Parcours müssen sie erst kennenlernen, bevor die Bewohner mit ihnen unter Anleitung von geschulten Therapeuten arbeiten können. Da Alpakas Herdentiere sind, kann man nur mit beiden gleichzeitig arbeiten. Die Tiere benötigen Bezugspersonen, die sich regelmäßig um sie kümmern.
Was passiert bei einer Alpaka-Therapie?
Basis sind ein Vertrauen zwischen Bewohner und Therapeut und ein individueller Therapieplan, der mit dem Bewohner besprochen wird. Dann werden Mensch und Tier zusammengeführt und einander vorgestellt. Danach sind die Therapieabläufe so unterschiedlich wie die Diagnosen der einzelnen betroffenen Bewohner. Möglichkeiten können sein das Tier zu füttern, zu tränken, zu putzen, zu pflegen oder den Stall auszumisten und in Ordnung zu halten.
Wie lange dauert eine Alpaka-Therapie?
Pauschal ist es nicht möglich zu sagen, die Therapie dauert so oder so lange. Da jeder Mensch individuell ist, kann die Therapie von einem einmaligen Besuch bis zu einer Langzeittherapie reichen. Die Dauer wird anhand des Befunds mit dem Arzt oder den Therapeuten abgesprochen.
Was bewirkt eine Alpaka-Therapie?
Der Umgang mit Alpakas fördert die Kontaktaufnahme, hilft Ängste zu überwinden, baut das Selbstwertgefühl auf und hilft Verantwortung aufzubauen.
Abschließend noch zwei Fragen zur Tierhaltung: Was fressen und trinken Alpakas? Wo sind die Tiere untergebracht?
Das Alpaka bevorzugt Regenwasser. Es frisst Heu, frisches Gras und Pallats (200 Gramm pro Tier am Tag). Im Sommer nehmen Alpakas auch gerne mal eine Dusche unter dem Rasensprenger, wohingegen sie stehende Gewässer meiden. Zu Ihrer zweiten Frage: Alpakas brauchen einen Unterstand, in den sie sich selbstständig zurückziehen können, ansonsten sind die Tiere sehr wetterbeständig.