Heute schließt sich ein Kinderwunsch bei einer Krebserkrankung nicht mehr unbedingt aus. Dank neuerer Erkenntnisse, moderner Verfahren und einer fachübergreifenden Behandlung ist die Familienplanung für Krebspatientinnen keinesfalls abgeschlossen.
Das machte Dr. med. Andreas Jantke, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und anerkannter Spezialist für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in seinem Vortrag zum Thema ´Kinderwunsch und Krebs´ (Fertilitätsprotektion) im Rahmen des 3. BRZ-Intensivseminars für gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands e.V., das vom 20.-22.01.2011 Woche in Berlin stattfand, deutlich.
Das Thema „Kinderwunsch und Krebs“ hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Zurück zuführen ist dies zum einen auf die deutlichen Fortschritte der Krebsforschung mit zunehmend besseren Überlebensraten und zum anderen, auf den in unserer Gesellschaft immer weiter in das höhere Lebensalter verschobenen Wunsch nach einem Kind. Durch soziale Faktoren, wie berufliche Karriere, Partnerfindung etc., fällt die Entscheidung für ein Kind, in unserer Gesellschaft immer später. Oft ist die Familienplanung noch nicht abgeschlossen bzw. wurde überhaupt noch nicht begonnen, wenn eine Krebserkrankung diagnostiziert wird. Es wird geschätzt, dass derzeit etwa 8% der Frauen mit einer bösartigen Erkrankung unter 40 Jahre alt sind, d.h. sich noch im fertilen Alter befinden. Nach der Diagnose einer Krebserkrankung steht die Heilung der Betroffenen im Vordergrund, gleichzeitig ist es heute möglich, in vielen Fällen die Fruchtbarkeit der Frauen zu bewahren. Leider sind die heutigen Krebstherapien häufig mit erheblichen Nebenwirkungen auf die Reproduktion verbunden. In Abhängigkeit von der Operation, der Chemotherapie oder Bestrahlung entstehen oft Schädigungen an den Eierstöcken, die bis zum vollständigen Verlust der Fertilität führen können. Mit Hilfe der modernen Reproduktionsmedizin konnten in den letzten Jahren Techniken zum Fertilitätserhalt entwickelt werden. Hierzu gehören z.B. das Einfrieren von befruchteten und unbefruchteten Eizellen sowie von Eierstockgewebe oder die operative Versetzung der Eierstöcke (Ovaropexie). In Abhängigkeit von dem Tumor im gynäkologischen Bereich können bestimmte Operationsverfahren wie z.B. die Trachelektomie beim Frühstadium des Gebärmutterhalskrebses eingesetzt werden. Durch den Einsatz bestimmter Medikamente (wie z.B. GnRH-Agonisten) können in vielen Fällen die Eierstöcke geschützt werden.
Dr. Jantke berät seit vielen Jahren intensiv Krebspatientinnen mit Kinderwunsch. Er arbeitet in enger Kooperation mit verschiedenen onkologischen Fachdisziplinen der Charité und leitet u.a. auch die Sprechstunde für Fertilitätsprotektion an der Universitätsfrauenklinik der Charité am Campus Virchow. Dr. Jantke betreut mehrere Forschungsprojekte zu diesem Gebiet.
In der 2009 erschienenen Broschüre „Krebs und Kinderwunsch: 100 Fragen – 100 Antworten“, die Dr. Jantke gemeinsam mit den Experten Prof. Dr. Sehouli von der Berliner Charité und PD Dr. Bühling vom Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf geschrieben hat, finden betroffene Patienten konkrete Antworten auf Fragen zu diesem sensiblen Thema in verständlicher Form zusammengefasst.
Die FERA gehört zum Netzwerk FertiPROTEKT und führt Beratungen vor und nach einer Chemo- oder Strahlentherapie gemäß den Qualitätskriterien des Netzwerks durch.
www.fertiprotekt.de