fit und munter - PROSTATA-KREBS: NEUER MEDIKAMENTEN-TYP IN KLINISCHER STUDIE AM AKH WIEN

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PROSTATA-KREBS: NEUER MEDIKAMENTEN-TYP IN KLINISCHER STUDIE AM AKH WIEN

Wien, 3. Februar 2011 - Ein neuer Medikamenten-Typ für die Behandlung des
hormonresistenten Prostatakarzinoms wird derzeit von der Arbeitsgruppe Urologische Tumore
an der 1. Medizinischen Abteilung des Wiener AKH untersucht. Im Rahmen einer klinischen
Studie wird die derzeit übliche Chemotherapie mit einem neuen Wirkstoff kombiniert. Dieser
kann das patienteneigene Immunsystem gegen das Prostatakarzinom richten. Insgesamt wird
der Wirkstoff an vier Studienzentren in Österreich getestet und Patienten sind zur Teilnahme
eingeladen. Interessenten wird die Kontaktaufnahme mit dem Koordinationsbüro
(Medizinische Universität Wien, Frau Dagmar Liebhart, T 40400 - 7572) zur Klärung ihrer
Eignung für die Studienteilnahme empfohlen.


Immunmodulatorische Substanzen sind eine Substanzklasse, die bei der Behandlung von
Entzündungen und Auto-Immunkrankheiten Wirkung zeigt. Auch für die Behandlung
bestimmter Krebserkrankungen bieten immunmodulatorische Substanzen
vielversprechende Wirkungen. So wurde ein vom US-amerikanischen Unternehmen
Celgene entwickelter Wirkstoff bereits im Jahr 2007 in der EU zur Behandlung von
Knochenmark-Krebs (Multiples Myelom) zugelassen. Auch bei der Behandlung von
hormonresistentem Prostatakrebs haben erste klinische Studien Hinweise auf eine
mögliche Wirksamkeit dieser Substanzklasse geliefert. Jetzt wird im Rahmen einer
klinischen Studie der Phase III in der Arbeitsgruppe Urologische Tumore am AKH Wien die
Wirksamkeit der Kombination einer bestimmten immunmodulatorischen Substanz mit dem
derzeit üblichen Chemotherapeutikum (Docetaxel, Prednisone) untersucht.

Tatsächlich sind die bekannten Wirkungen der immunmodulatorischen Substanzen sehr
vielfältig. Sie können u. a. natürliche Killerzellen gegen Tumore aktivieren und wirken auch
hemmend auf die Entstehung von Blutgefäßen in Tumoren. Diese benötigen die Tumore
spätestens dann zur Versorgung mit Nähr- und Sauerstoff, wenn sie an Größe zunehmen.
Zum Wirkmechanismus der immunmodulatorischen Substanzen meint der Leiter der
Arbeitsgruppe, Prof. Michael Krainer: "Sie wirken auf ganz andere Weise als das etablierte
Chemotherapeutikum Docetaxcel. Die gemeinsame Anwendung beider Mittel könnte einen
Tumor also von zwei Seiten gleichzeitig angreifen. Genau das untersuchen wir in der
laufenden klinischen Studie der Phase III, also der abschließenden Phase vor einer
möglichen Zulassung des Therapeutikums."

Sollten sich die Wirksamkeit der Medikamenten-Kombination bestätigen, die sich in
vorhergehenden Studien gezeigten haben, so könnte in Zukunft auch die zur Behandlung
notwendige Dosis an Docetaxel reduziert werden. Unvermeidliche Nebenwirkungen
könnten dann vermindert und die Lebensqualität der Patienten erhöht werden. Insgesamt
werden weltweit über 1000 Patienten in diese Studie aufgenommen. Dass Österreich mit
gleich vier Zentren einen bedeutenden Beitrag zum Erfolg der Studie leisten wird, hängt
auch mit der langjährigen Erfahrung zusammen, die am Wiener AKH mit dieser
Substanzklasse aufgebaut wurde. Neben der dortigen Arbeitsgruppe Urologische Tumore
sind in Österreich drei weitere klinische Zentren an dieser Studie beteiligt und stehen für
Teilnehmer offen: ein zweites Zentrum in Wien (Krankenhaus der Barmherzigen Brüder)
und auch je ein Zentrum in Salzburg und Graz.

Prof. Krainer würdigt besonders die zunehmende Zusammenarbeit von Onkologen und
Urologen bei dem Engagement um modernste Therapie-Optionen in Österreich: "Unsere
Anstrengungen bei der Forschung und Entwicklung neuester Therapie-Möglichkeiten
tragen regelmäßig Früchte. Nur ein intensiver und regelmäßiger Austausch zwischen den
an der Behandlung des Prostatakarzinoms beteiligten Fachrichtungen kann für den
Patienten die jeweils geeignete Therapieform sicherstellen. Die derzeit laufende klinische
Studie mit einer immunmodulatorischen Substanz ist ein gutes Beispiel für eine solche
Kooperation."


Über Prostatakrebs:
Prostatakrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und unter Männern weltweit die
sechsthäufigste Todesursache aller Krebsarten. Jedes Jahr wird bei 670.000 Männern
Prostatakrebs diagnostiziert. Die höchsten Raten gibt es in West- und Nordeuropa, den
USA, Australien und Neuseeland. In Europa, wo derzeit mehr als 2 Mio. Männer mit
Prostatakrebs leben, ist dieser Krebs eine der häufigsten Krebsarten bei Männern. In den
25 Mitgliedstaaten der EU wurde im Jahr 2006 bei 301.500 Männern Prostatakrebs
diagnostiziert(1). Für zahlreiche Länder wurden in den letzten Jahren substanzielle
Anstiege bei Prostatakrebsfällen verzeichnet. Patienten mit hormon-resistentem
Prostatakrebs benötigen zusätzliche Behandlungsoptionen.

(1) Ferlay, J., et al., Estimates of the cancer incidence and mortality in Europe in 2006 Ann
Onc 2007; 18(3): 581-92
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