Hamburg - Besser zwischen alters- und suchtbedingten Symptomatiken unterscheiden können und fachliche Kompetenz über ein Themenfeld hinaus zur gezielten Beratung von älteren Menschen mit Suchtproblemen aufbauen, das sind zwei der Punkte die sich Fachkräfte in der Hamburger Alten- und Suchthilfe von ihren Fortbildungen wünschen. Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. hat im Auftrag der Gesundheitsbehörde eine entsprechende Befragung durchgeführt.
"Wir wollen ältere Menschen mit Suchtproblemen bzw. suchtkranke Menschen mit altersbedingten Problemen in Hamburg möglichst zielgenau beraten", so Gesundheitssenator Dietrich Wersich. "Dazu ist es notwendig, das Hilfesystem an der Schnittstelle zwischen Sucht- und Altenhilfe qualitativ weiterzuentwickeln. Es ist gut, wenn die Fachkräfte beider Bereiche den Blick über den Tellerrand ihres Fachgebietes hinaus richten wollen. Hier gilt es mit entsprechenden Fortbildungsangeboten anzusetzen."
Hamburg verfügt über ein gut ausgebautes Suchthilfesystem mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten für sucht- und drogenabhängige Menschen. Die guten Angebote in Hamburg, wie zum Beispiel die niedrigschwelligen Beratungseinrichtungen haben zusammen mit der sich stetig weiter entwickelnden sozial-medizinischen Versorgung dazu beigetragen, dass es zunehmend immer älter werdende Konsumierende von Alkohol und Drogen gibt, die das Hilfesystem nutzen. Die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG) hatte vor diesem Hintergrund schon im letzten Jahr bei der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Situation älterer Konsumierender illegaler Drogen und den zukünftigen Anforderungen an die Versorgungskonzepte in der Sucht- und Altenhilfe beschäftigt. Darauf aufbauend wurden nun speziell die Fachkräfte hinsichtlich ihres Fortbildungsbedarfes befragt.
Ein Großteil der Befragten fühlt sich unsicher in der Unterscheidung zwischen alters- und suchtbedingten Symptomatiken. Viele Fachkräfte der Altenhilfe räumten z.B. ein, dass ihnen Kompetenzen fehlen, um die von ihnen betreuten älteren Menschen im Falle einer weiteren Belastung, wie z.B. bei Alkoholproblemen, gezielt beraten und unterstützen zu können. Hierzu reiche ihr Wissen bezüglich der Wirkungsweisen von Suchtmitteln und der Risiken des Konsums schlichtweg nicht aus.
"Bemerkenswert erscheint die von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beider Versorgungssysteme im Rahmen der Befragung aufgeworfene Frage nach dem Stellenwert des Abstinenz- bzw. Akzeptanzgedankens, den man im Kontext der Gewährleistung des würdevollen Alterns diskutieren muss", so Theo Baumgärtner, Leiter des Büros für Suchtprävention und Autor der Studie. "Insbesondere die Fachkräfte der ambulanten und stationären Altenhilfe fühlen sich häufig unsicher, ob und inwieweit sie z.B. den Wünschen von manchen der betreuten älteren Menschen zur Besorgung von Alkohol nachkommen sollen und wie sie die Betroffenen auf ein vermutetes oder faktisch vorliegendes Suchtproblem angemessen ansprechen können".
Zur Entwicklung eines geeigneten Curriculums für zukünftige Qualifizierungsangebote müssen über die Vermittlung von Basiswissen hinaus auch solche Fragen hinreichend Berücksichtigung finden. Auf diese Weise werden die Fachkräfte mit einer entsprechend soliden Entscheidungs- und Handlungskompetenz ausgestattet.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Fachkräftebefragung steht zum Download im Internet unter http://www.sucht-hamburg.de zur Verfügung.
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