Heiß wurde sie in der Öffentlichkeit diskutiert - und abrupt auf Eis gelegt: die Frauenquote. Dass sich eine hohe Quote an Frauen in Führungspositionen organisch, also ohne "Nachhelfen", entwickeln kann, zeigt das Beispiel der hotel.de AG.
Der in Nürnberg, Hamm und mehreren ausländischen Großstädten ansässige Online-Hotelreservierungsdienst beschäftigt mehr als 60% Frauen. Von 16 Abteilungsleitern sind 8 weiblich. Die von Ursula von der Leyen angestrebte Quote von 30% würde also sogar übererfüllt.
Wie hat sich diese "Traumquote" ergeben? Die Tourismusbranche ist seit jeher beim weiblichen Geschlecht beliebt. So sind bei hotel.de vor allem am Standort Hamm überproportional viele Frauen tätig, auch in Führungspositionen. "Insgesamt sind fast alle leitenden Funktionen unternehmensintern besetzt worden", sagt die Leiterin der Human Resources-Abteilung bei hotel.de, Kerstin Bolinsky. Sie selbst sei eine der wenigen, die von extern kamen. "Aber auch da war der Vorstand sehr aufgeschlossen und hat sich für eine alleinerziehende Mutter mit reduzierter Stundenzahl entschieden."
hotel.de stellt viele junge Frauen und Männer ein. Bei einem niedrigen Altersdurchschnitt ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass einige Mitarbeiter in den nächsten Jahren eine Familie gründen wollen. Es stellt sich die Frage, ob diese Tatsache bei der Einstellung berücksichtigt wird oder gar ein zentrales Thema der Firmenphilosophie ist. Kerstin Bolinsky meint dazu: "In einigen Bereichen haben wir den aktuellen Fachkräftemangel bereits zu spüren bekommen. In dieser Situation zu sagen, dass wir keine Frauen einstellen, weil sie schwanger werden könnten, ist nicht nur unzulässig, sondern unsinnig." Die Rechnung ist einfach: "Als Arbeitgeber müsste man 50% gut ausgebildete Kräfte ausschließen, und das wäre gefährlich", ergänzt Bolinsky.
Viele junge Menschen stehen vor der Frage, ob eine Karriere mit Kind möglich ist. "Wichtig ist uns, dass Beruf und Familie vereinbar sind. Bei hotel.de haben wir unternehmensweit 64% Frauen, von denen 90% unter 40 Jahre alt sind. Deswegen ist es ein Muss, diese Vereinbarkeit zu schaffen und unseren Mitarbeitern möglichst flexible Lösungen anzubieten", so Bolinsky.
Doch braucht die Wirtschaft wirklich eine gesetzliche Frauenquote? Kerstin Bolinsky verneint: "Wenn sich eine Frau in ihrer Arbeit als erfolgreich erweist, sollte sie auch ohne gesetzliche Quote ihr Ziel erreichen. Vor 15 Jahren hätte diese Quote eher Sinn gemacht; heutzutage sind wir auch so auf einem guten Weg."
Diese Ansicht teilt die Abteilungsleiterin des Service Centers bei hotel.de in Nürnberg, Sabine Füchtbauer: "Meiner Meinung nach sollte eine Frauenquote in Deutschland überhaupt nicht nötig sein. Gerade das Beispiel hotel.de zeigt doch, dass es in modernen Unternehmen überhaupt kein Problem ist, als Frau eine Führungsrolle zu übernehmen. Am Ende sollte immer die Leistung und die Eignung für eine Tätigkeit entscheidend sein und nicht das Geschlecht. Eine Frauenquote würde das Bild der modernen Frau in der Führungsrolle eher negativ darstellen."
Auch Senior Manager Corporate Communications Timo Vavrinec hat keine Präferenz in Sachen Geschlecht, wenn es um die Besetzung von Stellen geht. Aber denken Männer nicht doch insgeheim, dass sie die besseren Chefs sind? Vavrinec verneint, und fügt hinzu: "Männer erwarten von weiblichen Chefs übrigens auch keine geschlechtsbedingte Mehrleistungspflicht."
Auch von der männlichen Seite kommt also klar das Nein zur Frauenquote, einzig sollte man/"frau" sich bei der Besetzung von Führungspositionen an Erfahrung, Eignung und Leistung orientieren.
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