Nun tanzen sie wieder und feiern sich selbst - Jecken, Narren, oder wie immer man sie nennen will. Dabei haben sie meist eines gemeinsam: Sie sind verkleidet. Der Griff in die Kostümkiste kann aber genau das Gegenteil dessen bewirken, was der Träger beabsichtigt. Statt das wahre Ich zu verbergen, tritt die Persönlichkeit offen zu Tage ...
Der Cowboy
Frei, unabhängig, männlich und mutig, so das Image des amerikanischen Kuhhirten. Wer sich an den tollen Tagen den Colt umschnallt und den breitkrempigen Hut aufsetzt, hat ansonsten nicht viel zu melden. Berufliche und private Unterdrückung sind an der Tagesordnung. Und auch sexuell läuft wenig. In der Verkleidung des Cowboys kann das Opfer zum Täter werden, wenngleich auch nur sinnbildlich.
Mein Rat an die Frauen: Glauben Sie von dem, was Ihnen der Karnevalscowboy erzählt, nur die Hälfte. Falle Sie auf keinen Fall auf sein Macho-Gehabe rein und nehmen Sie ihn stattdessen liebevoll in den Arm. Geben Sie ihm das Gefühl, dass Sie den weichen Kern mehr schätzen als die angeblich raue Schale.
Der Scheich
Kaum ein Kostümball ohne Kaftan-Träger. Unter der weißen Robe verbirgt sich oft ein knausriger Typ, dem Geld so ziemlich alles bedeutet. Nur hat er nicht genug davon. Schon die Verkleidung verrät die Krämerseele: Küchenhandtuch, Bettlaken, schwarze Kordel und Sonnenbrille. Das findet sich alles kostenlos im heimischen Hausstand. Der Sparkurs ist ihm schon in die Wiege gelegt worden, er hing lange an Mutters Schürze und wird zu Hause auch emotional kurz gehalten.
Mein Rat an die Frauen: Geben Sie dem Kaftan-Träger das Gefühl, dass er zur High-Society gehört, dass er Sie beeindruckt und Sie sich in seinem Glanz sonnen wollen. Dann tut er alles für Sie - sofern es nicht zu teuer wird.
Die Prinzessin
In jeder Frau steckt eine Prinzessin mit immer währender Schönheit, mit Reichtum und Macht, für die sich Männer verzehren und ihr Leben riskieren. Zumindest erwecken Karnevalsprinzessinnen gerne diesen Eindruck. Außerhalb der fünften Jahreszeit sieht es aber meist ausgesprochen trostlos aus: Der Partner macht zu Hause keinen Finger krumm, Anerkennung ist für ihn ein Fremdwort, es hapert an Allem, ganz besonders an Schuhen und Schmuck.
Mein Rat an die Männer: Karnevalsprinzessinnen gehören mit zu den beliebtesten Zielen maskuliner Bagger-Attacken, da sie für jedes noch so kleine Kompliment ausgesprochen empfänglich sind. Wer hier längerfristig landen will, muss sich von der Konkurrenz abheben. Vielleicht damit: "Kannst du mir kurz dein Handy leihen? Ich hab meiner Mutter versprochen, dass ich sie anrufe, wenn ich die Frau meiner Träume treffe."
Das Kätzchen
Katzen sind intelligent, stolz und unabhängig, sie können sich einschmeicheln aber auch ihre Krallen zeigen. Kein Wunder also, dass es Karneval vor zweibeinigen Katzen nur so wimmelt. Aber die signalisierte Souveränität ist nur vorgetäuscht, sind die tollen Tage vorbei, wird aus dem sexy Kätzchen schnell wieder die graue Maus, die kaum einer zur Kenntnis nimmt.
Mein Rat an die Männer: Geben Sie dem Kätzchen das, was es braucht: Zärtlichkeit ohne aufdringliche Nähe und Respekt ohne Unterwürfigkeit. Vorsicht ist hier angebracht, sonst zieht man schnell den Kürzeren. Auf keinen Fall den starken Max raushängen lassen, sondern ganz behutsam vorgehen. So, wie man es auch bei echten Katzen macht.
Der Clown
Eines der tragischsten Kostüme im Karneval. Denn der Clown ist nicht nur geschlechtslos, er vermag auch wie keine andere Verkleidung den Träger optisch zu verfremden. Den dem ist eher zum Weinen zumute, statt zum Lachen, er fühlt sich zudem weder als Mann noch als Frau akzeptiert. Weil im Alltag selten Anlass für gute Laune besteht, wird diese nun vorgespielt - was bei den Umstehenden aber nur selten richtige Heiterkeit auslöst.
Mein Rat: Behandeln Sie Clowns behutsam, nehmen Sie seine/ihre Scherze ernst. Lachen Sie, ohne sich über ihn/sie lustig zu machen. Hat sich die depressive Grundstimmung erst einmal gelöst, kann man mit Clowns richtig Spaß haben.