fit und munter - Wenn Metal-Fans Wacken stürmen: Hart rocken, Umwelt schützen

fit und munter

Wenn Metal-Fans Wacken stürmen: Hart rocken, Umwelt schützen


Projekt zur Schonung von Grünflächen - DBU fördert
Bodenkonzept am Beispiel von Wacken Open Air

Wacken. Es ist das größte Heavy Metal Festival der Welt. Wenn beim
Wacken Open Air die E-Gitarren dröhnen, strömen Zehntausende Besucher
in das schleswig-holsteinische Dorf. Auf einer Fläche, die so groß
wie 270 Fußballfelder ist und sonst landwirtschaftlich genutzt wird,
findet das Ereignis jährlich statt. Und es hinterlässt seine Spuren.
Nicht selten ist der Boden völlig aufgeweicht, neue Pflanzen müssen
ausgesät werden. Das RegionNord Büro für Regionalentwicklung aus
Itzehoe will daher mit dem ICS Festival Service aus Dörpstedt am
Beispiel des Wacken Open Air ein neues Boden- und Vegetationskonzept
entwickeln, um Grünflächen künftig besser schützen zu können.
Wissenschaftlicher Partner ist die Fakultät Agrarwissenschaften und
Landschaftsarchitektur der Hochschule (HS) Osnabrück. Finanzielle
Unterstützung sichert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu.
Mit rund 118.000 Euro fördert sie das Vorhaben, dessen Ergebnisse
auch auf andere Großveranstaltungen übertragen werden sollen.

Ob in Wacken, Scheeßel oder am Nürburgring - deutschlandweit
finden jedes Jahr zahlreiche Musikfestivals unter freiem Himmel
statt. Bühnen und Campingplätze finden häufig ihren Platz auf Gras-
und Grünlandflächen, deren Vegetation einer solchen Nutzung nicht
"gewachsen" ist. Kommt dann noch starker Regen hinzu, verwandelt sich
das einstige Grün schnell in knöcheltiefen Schlamm. Sind die Zelte
wieder abgebaut, muss der Boden neu bearbeitet und begrünt werden -
ein aufwändiges und wenig ressourcenschonendes Verfahren. "Wir
untersuchen nun am Beispiel des Wacken Open Air, mit welchem Boden-
und Vegetationskonzept solche Schäden künftig besser vermieden werden
können", erklärt Mathias Günther vom RegionNord Büro für
Regionalentwicklung.

Nachdem in den vergangenen Jahren bereits ein innovatives
Verkehrskonzept umgesetzt, in die Verbesserung der Ver- und
Entsorgungsinfrastruktur investiert und ein Konzept zur
Müllvermeidung auf den Weg gebracht worden sei, sei das nun von der
DBU geförderte Vorhaben ein weiterer Schrift zur Entwicklung eines
nachhaltigen Festivalstandortes in der Gemeinde Wacken. Bisherige
Schlechtwetter-Notlösungen wie das großflächige Ausstreuen von
Hackschnitzeln oder Stroh bei stark durchnässtem Boden belasteten
unnötig die Umwelt, da durch den Einsatz von Maschinen für die
Bodenbearbeitung zusätzliches Kohlendioxid frei werde. Zudem
schädigten die großflächigen Bodenverdichtungen und das zusätzliche
Abdecken mit organischem Material den Boden erheblich. Darauf zu
verzichten, sei aber bisher unmöglich, da auch bei schlechtem Wetter
nicht nur die Fahrwege für die Ver- und Entsorgung, sondern auch die
Rettungswege problemlos passierbar sein müssten. Ein nachhaltiges
Konzept, die Einsparung von Energie und Kohlendioxid seien Hauptziele
des Projekts, von dem langfristig Landwirte, Umwelt und Festivalfans
nicht nur am Standort Wacken profitieren sollten.

Noch im März rollen dafür die Bagger auf dem rund 200 Hektar
großen Festivalgelände. Denn dann legt das Wissenschaftlerteam der HS
Osnabrück mehrere, ca. 250 Quadratmeter große Versuchsflächen mit
verschiedenen Bodenmischungen und diversen Saatvarianten an. Über
drei Jahre sollen die Felder beobachtet werden. "So können wir auch
den Einfluss unterschiedlicher Belastungen und Wetterbedingungen auf
die Bodenfestigkeit der einzelnen Versuchsflächen untersuchen", sagt
Prof. Dr. Olaf Hemker von der HS Osnabrück, der mit seinen Kollegen,
der Vegetationsökologin Prof. Dr. Kathrin Kiehl und dem Pflanzenbauer
Prof. Dr. Dieter Trautz, das Projekt bearbeitet.

Darüber hinaus sollen die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes
und die Ansprüche des Festivals künftig besser in Einklang gebracht
werden. Hierzu erfasse das Team die geografischen Daten des
kompletten Geländes mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS), so
Hemker. Daraufhin soll in Zusammenarbeit mit den Landwirten, die alle
sofort ihre volle Unterstützung zugesagt hätten, analysiert werden,
wo eine Bewirtschaftung der Fläche Sinn mache und welche Pflanzen
künftig angebaut werden könnten. Zudem ließen sich mit dem
Geoinformationssystem Karten anlegen, die die Beschaffenheit des
Bodens bei unterschiedlichen Wetterbedingungen darstellen. So könnten
die Organisatoren des Festivals künftig eine Art virtuelles
Infrastrukturnetz erstellen, mit dem sich Besucherströme sinnvoll
lenken und Transportwege strategisch planen ließen.

Abschließend soll ein allgemein übertragbares,
vegetationstechnisches Flächenmanagementkonzept für
Open-Air-Veranstaltungen entstehen. "Somit kann das Projekt nicht nur
zu einem nachhaltigen Festivalstandort Wacken beitragen. Es fördert
auch den Schutz von Grünflächen bei anderen Großveranstaltungen in
ganz Deutschland", betont DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz
Brickwedde. So stehen Festivalbesucher vielleicht bald nicht mehr
knöcheltief im Schlamm - auch wenn das für viele dazugehört.



Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:
Mathias Günther
RegionNord Büro für Regionalentwicklung
Telefon: 04821/600838
Telefax: 04821-63575
E-Mail: guenther@regionnord.com

Prof. Dr. Olaf Hemker
Hochschule Osnabrück
Telefon: 0541/969-5185
Telefax: 541/969 5051
E-Mail: O.Hemker@hs-osnabrueck.de
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