fit und munter - Gesundheitsminister Bischoff sieht Sachsen-Anhalt als Modellland gegen Ärztemang

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Gesundheitsminister Bischoff sieht Sachsen-Anhalt als Modellland gegen Ärztemang

Gesundheitsminister Bischoff sieht Sachsen-Anhalt als Modellland gegen Ärztemangel / Erfolgreiche Partnerschaft mit KV und AOK

Gesundheitsminister Norbert Bischoff sieht eine "erfolgreiche Partnerschaft" des Landes mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der AOK Sachsen-Anhalt und weiteren Beteiligten im Gesundheitswesen im Kampf gegen den Fachärztemangel in Sachsen-Anhalt. Zugleich verlangt der Minister vom Bund weitere Regelungskompetenzen.

Bischoff sagte am Dienstag anlässlich der Eröffnung einer Filialpraxis in Kalbe/Milde in der Altmark: "Das Land hat in den zurückliegenden fünf Jahren in einem engen Schulterschluss mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der AOK Sachsen-Anhalt und weiteren Partnern wie der Ärztekammer gute Projekte gegen den Ärztemangel zum Laufen gebracht, die auch bundesweit Beachtung gefunden haben." Der Minister sagte: "Wir stehen also nicht am Punkte Null. Es wird jede Menge getan. Diesen erfolgreichen Weg wollen wir fortsetzen."

Bischoff verwies auf die Etablierung von mobilen Praxisassistentinnen, die Anwerbung von Krankenhausärzten in Österreich, das neue Medizin-Stipendium sowie den Aufbau eines Vernetzten Versorgungszentrums mit Filialpraxen. Allein das Land stellte für diese Modelle mehr als 1,6 Millionen Euro aus Landes- und EU-Mitteln zur Verfügung.

Kritisch äußerte sich Bischoff zur Gesundheitspolitik auf Bundesebene. Er sagte: "Wir Länder brauchen mehr Gestaltungskompetenz. Bislang sind wir doch eher Zaungäste. Der Bund regelt und die Bevölkerung beansprucht von den Landesregierungen Lösungen. Hier müssen wir neu ordnen. Ich sehe gute Ansätze in einer besseren Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung. Wir Länder brauchen den Freiraum, diese auch umzusetzen."

Sachsen-Anhalts Filialpraxis-Modell ist in dieser Form bundesweit einmalig. Die in Kalbe/Milde eröffnete Filialpraxis ist die landesweit dritte. In der von der Kassenärztlichen Vereinigung geführten Praxis praktizieren abwechselnd mehrere vertragsärztlich tätige Ärztinnen und Ärzte. Die Filialpraxen werden an Orten eröffnet, in denen das wirtschaftliche Betreiben einer normalen Praxis nicht gewährleistet ist, die Menschen aber dennoch eine medizinische Versorgung benötigen. Die an verschiedenen Wochentagen praktizierenden unterschiedlichen Ärztinnen und Ärzte kommen aus Praxen oder Krankenhäusern der Umgebung. Auch werden Ärztinnen und Ärzte reaktiviert, die bereits im Ruhestand sind. Für Patientinnen und Patienten entfallen auf diese Weise lange Entfernungen zur ansonsten verfügbaren nächsten Facharztpraxis. Die Gesamtkosten des Projekts betragen rund 1,9 Millionen Euro. Mit 943.000 Euro trägt das Land die Hälfte des Etats, den Rest schultern KV und AOK zu gleichen Teilen.

Der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Holger, Grüning, erklärte: "Unsere gemeinsame Strategie Filialpraxen zu betreiben und damit den Arztmangel abzufedern, ist richtig. Die beiden schon bestehenden Praxen in Letzlingen und Schönhausen werden sehr gut angenommen. Ich freue mich, dass nun auch die Bürger von Kalbe und Umgebung wieder eine zweite Praxis am Ort haben. Mein Dank gilt den Ärzten, die sich bereit erklärt haben, in Kalbe tätig zu werden und den Kollegen, die bisher die Versorgung aufrecht erhalten haben."

Ralf Dralle, Geschäftsführer Gesundheit und Medizin der AOK Sachsen-Anhalt betonte: "Die AOK Sachsen-Anhalt setzt sich als einzige Regionalkasse im Land aktiv dafür ein, dass die Menschen - unabhängig davon wo sie wohnen - einen Arzt in erreichbarer Nähe vorfinden. Um die medizinische Versorgung dauerhaft sicherzustellen, unterstützen wir innovative Ansätze wie beispielsweise die Gründung von Filialpraxen."

Auch andere in den vergangenen Jahren mit der KV und der AOK sowie mit der Ärztekammer angeschobene Projekte können auf erste Erfolge verweisen:

So hat das Land mit gut 220.000 Euro aus Landes- und EU-Mitteln im Jahr 2008 die Erprobung und späterhin seit 2009 die Qualifizierung von Hausarzt entlastenden Praxisassistentinnen (ehemaliges Modellprojekt "Mobile Praxisassistentin" von Land, KV und AOK) unterstützt. Mehr als 60 nichtärztliche Praxisassistentinnen sind bislang qualifiziert worden. Sie fahren im Auftrag der Hausärztinnen und Hausärzte zu den Patientinnen und Patienten und ersparen diesen somit lange Wege in die Arztpraxen bei kleineren Problemen und Routine-Abklärungen.

Über eine 2008 erstmals vom Land und der Ärztekammer mit der Österreichischen Standesvertretung geschlossene Vereinbarung sind bislang 37 junge Ärztinnen und Ärzte aus dem Alpenland in Sachsen-Anhalt zum Einsatz gekommen.

Das im vergangenen Juli gestartete Stipendienprogramm für Medizin-Studierende mit einem Gesamtvolumen von 900.000 Euro (zwei Drittel trägt das Land, je ein Drittel die KV und die AOK) hat bislang zu 14 Vertragsabschlüssen geführt. Medizinstudierende bekommen 500 bis 700 Euro zusätzlich im Monat, wenn sie verbindlich nach dem Studienabschluss in einer unterversorgten Region in Sachsen-Anhalt praktizieren. Mit dem Programm können bis zu 50 Stipendien gefördert werden.


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