Abidjan/Berlin, 16. März 2011: In den vergangenen Wochen führten immer intensivere gewaltsame Auseinandersetzungen und eine politische Pattsituation zu schweren Konsequenzen für die Bevölkerung des Landes, erklärt die internationale humanitäre Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. In der Hauptstadt Abidjan und im Westen des Landes wurden erneut Menschen durch die anhaltenden Kämpfe vertrieben. Die unsichere Lage und der Mangel an Medikamenten infolge internationaler Sanktionen erschweren es Opfern der Gewalt und auch allen anderen Menschen in Not, Unterstützung zu bekommen.
Nur ein einziges Krankenhaus in Abobo bei Abidjan, in dem etwa zwei Millionen Menschen leben, funktioniert noch normal. Die Gewalt in der Gegend hat die meisten Angestellten in den anderen beiden Distrikt-Krankenhäusern zur Flucht gezwungen. Seit Ende Februar bietet Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium medizinische Nothilfe im Krankenhaus Abobo Süd an.
"Innerhalb von zwei Wochen haben wir 129 Menschen in der Notaufnahme behandelt, darunter 81 Patienten mit Verletzungen durch Schusswaffen und Messer. 31 schwere Fälle mussten wir operieren", berichtet Mego Terzian, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. Das Team hat die Anzahl der Betten von zwölf auf 20 erhöht, um Raum für die steigende Zahl an Patienten zu schaffen.
Die Menschen haben Angst, ihre Häuser zu verlassen und Hilfe im Krankenhaus zu suchen. Es ist gefährlich, in der Hauptstadt unterwegs zu sein, da es immer wieder Gewaltausbrüche und Straßenblockaden durch junge Männer mit Knüppeln und Macheten gibt. Die unsichere Lage hat gleichzeitig zur Flucht vieler Bewohner geführt. In den vergangenen Wochen haben Vertriebene aus Abidjan Zuflucht in rund 20 Lagern gesucht. Die medizinische Situation in diesen Lagern ist ungewiss.
Die Auseinandersetzungen haben auch im Westen des Landes große Fluchtbewegungen ausgelöst. Mehr als 82.000 Menschen haben im benachbarten Liberia Zuflucht gesucht, 45.000 allein in den vergangenen drei Wochen. Seit Dezember arbeiten Teams von Ärzte ohne Grenzen in Liberia und im Westen der Elfenbeinküste. Sie bieten eine Basisversorgung in Gesundheitseinrichtungen an, die von den Mitarbeitern verlassen worden sind und in denen Medikamente fehlen. Das Wiederaufflammen der Kämpfe in den vergangenen Tagen hat die Situation für die Bevölkerung weiter verschlechtert.
"In einer Situation, in der der Zugang der Menschen zu Behandlung so schwierig ist und viele Menschen auf der Flucht sind, muss es für unsere Teams möglich sein, die Bevölkerung zu erreichen. Das ist auch wichtig, um mögliche Krankheitsausbrüche zu erkennen und rechtzeitig eingreifen zu können", sagt der Koordinator des Noteinsatzes von Ärzte ohne Grenzen, Renzo Fricke.
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