Kinshasa/Berlin, 28. März 2011 ? In den vergangenen sechs Monaten hat sich eine Masernepidemie in der Demokratischen Republik Kongo alarmierend ausgeweitet. Ärzte ohne Grenzen ruft zu einem konzertierten Einsatz auf, um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.
"Der Masernausbruch gerät außer Kontrolle?, erklärt Gaël Hankenne, Landeskoordinator für Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo. "Seit September 2010 haben wir mehr als 1,5 Millionen Kinder geimpft, um der Krise entgegenzuwirken - aber die Krankheit verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Alle im kongolesischen Gesundheitssektor tätigen Akteure müssen die Epidemie zur nationalen Priorität erklären.?
Ärzte ohne Grenzen hat in den vergangenen sechs Monaten mit einem Nothilfeeinsatz auf den Ausbruch reagiert. Dazu gehörten Impfungen ebenso wie die Behandlung der Masern in den Provinzen Katanga, West-Kasai und Südkivu sowie ein genaues Monitoring der Krankheitsfälle. Neue Ausbrüche gab es in den Provinzen Bandundu, Ost-Kasai und Maniema. Die Epidemie breitet sich rasch in Richtung Norden aus.
Der für die Masernbehandlung und für Impfungen nötige personelle, finanzielle und logistische Aufwand ist immens und kann nicht allein von Ärzte ohne Grenzen getragen werden. "Wir rufen das kongolesische Gesundheitsministerium dazu auf, unverzüglich auf neue Ausbrüche zu reagieren?, sagt Geza Harzi, Koordinator für Ärzte ohne Grenzen in Katanga. "Gleichzeitig rufen wir internationale Geldgeber und Institutionen sowie im Kongo tätige Gesundheitsorganisationen dazu auf, unverzüglich einzugreifen - insbesondere UN-Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation und UNICEF sowie Nichtregierungsorganisationen. Wir fordern, dass diese entweder sofort Nothilfemittel bereitstellen oder aber selbst in der Masernbekämpfung aktiv werden. Falls dieser internationale Einsatz nicht schnell erfolgt, wird es unmöglich sein, die Ausbreitung der Masern im Kongo zu kontrollieren.?
Masern sind hochansteckend und können Lungenentzündung, Mangelernährung, starke Austrocknung oder Ohren- und Augenentzündungen auslösen, die bis zur Erblindung führen können. Je nach Kontext schwankt die Sterblichkeitsrate stark. Wenn die Bevölkerung nicht geimpft ist, können Masern bis zu 15 Prozent der erkrankten Kinder töten. Bei besonders anfälligen Gruppen - etwa bei Menschen, die auf der Flucht sind oder an Mangelernährung leiden - kann die Sterblichkeitsrate auf bis zu 25 Prozent ansteigen, wenn die Kranken nur eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. In weiten Teilen des Kongo ist das der Fall.
Ärzte ohne Grenzen weitet den Nothilfeeinsatz in drei Provinzen weiter aus: in der Provinz West-Kasai auf die Stadt Tshikapa, im Südkivu auf Fizi sowie in der Provinz Katanga nach Kolwezi und Likasi. Mehr als eine Million Kinder werden durch diese Notimpfungen vor Masern geschützt werden. "Seit September 2010 haben wir im Kongo über 21.000 Masernfälle gezählt?, sagt Hankenne, "Wir brauchen jetzt einen konzertierten Einsatz.?
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