"29-Zoll" heißt 2011 der breite Trend beim Mountainbike. Die MTBs mit den größeren Rädern versprechen einige Vorteile gegenüber den klassischen 26-Zöllern. Welche, verrät der pressedienst-fahrrad und zeigt interessante Modelle der Saison.
[pd-f / td] In Europa führen die Mountainbikes mit den größeren 29-Zoll-Laufrädern bisweilen noch ein Schattendasein; in den USA sind sie schon seit mehreren Jahren angesagt. Manche Hersteller verkaufen dort 65-70 Prozent ihrer Hardtails mit großen Rädern. Schaut man heute in die Fachpresse oder besser auf die Trails, so sind 29-Zöller auch hierzulande immer präsenter.
"Im Grunde genommen findet beim sogenannten Twentyniner die herkömmliche Felgengröße des Rennrads oder Trekkingbikes Verwendung. Allein die dickeren Reifen führen zu der grob gerechneten 29 Zoll-Angabe", erklärt Stefan Scheitz, Marketingmanager des deutschen Felt-Importeurs. Der US-amerikanische Radhersteller bietet eine ganze Reihe 29-Zöller an (Nine Series, ab 749 Euro, www.felt.de). "Der wachsende Trend, den wir in den USA schon seit einigen Jahren beliefern, kommt nun langsam auch auf dem europäischen Markt an."
Welche Vorteile bieten die großen Räder?
Die großen Laufräder bieten mehr Laufruhe. Zunächst rollen sie leichter über Hindernisse, da sie in einem flacheren Winkel auf Steine, Wurzeln etc. treffen. Auch in Sand oder Löchern sinken sie nicht so tief ein wie kleinere Räder. Zudem bieten sie mehr Traktion. "Das liegt vor allem an der etwa 15 Prozent längeren Aufstandsfläche", erklärt Markus Hachmeyer, Chef-Entwickler beim Reifenhersteller Schwalbe (www.schwalbe.de), der seine Erfolgsmodelle wie etwa den Nobby Nic auch in der "XL-Variante" anbietet. "Der Rollwiderstand ist ebenfalls geringer - wir haben gut sieben Prozent ermittelt", führt Hachmeyer fort. Genau diese Vorteile haben sich Hersteller anderer Fahrradtypen schon zunutze gemacht. So setzt der Reiseradhersteller Utopia (www.utopia-velo.de) schon seit Jahrzehnten auf die guten Rolleigenschaften großer Räder, bestückt die 28er Felgen jedoch dem Einsatzzweck entsprechend mit großvolumigen Straßen- und Trekkingreifen. "Gerade an ungefederten Velos sorgen große Räder für mehr Komfort und Spurtreue, Eigenschaften, auf die Reiseradler großen Wert legen", so Ralf Klagges von Utopia. Anglophile Marketingmanager würden Utopia als erste "29-Trekkingbike-Company" betiteln ...
Ideal auch bei Mehrsitzern
Auch an Geländetandems (z. B. von Santana, www.santana-tandem.com) kommen verstärkt die großen Räder zum Einsatz. "Mit den Zweisitzern ist es schwierig Hindernissen im Gelände durch Gegenbewegungen des Körpers zu kompensieren", erklärt Wolfgang Haas, Santana-Europaimporteur. Hier helfen die großen Räder, sicher und komfortabel auf den Trails zu fahren.
Vom ruhigeren Lauf vor allem bei langsamen Bergauffahrten können alle Biker profitieren, mit "Twentyninern" bedarf es weniger Korrekturbewegungen um die Balance zu halten.
29-Zoll - das Maß der Zukunft im Gelände?
"Böten die Twentyniner nur Vorteile auf den Trails, würden wir heute keine klassischen Mountainbikes mehr bauen. Doch auf engen, verwinkelten Trails haben die 26-Zöller klar die Nase vorn. Zudem lassen sich kleinere Laufräder besser beschleunigen, nicht nur aus Gewichtsgründen", erklärt Christian Malik vom Hersteller Haibike (www.haibike.de). Auch bei der Konstruktion der Bikes sei darauf zu achten, dass eine gewisse Wendigkeit erhalten bleibt. Gerade bei Mountainbikes mit viel Federweg sei das nicht immer realisierbar, so Malik. "Aber auch wir haben mit unserem Modell Big Curve einen Twentyniner in unserem Hardtail-Segment, denn genau hier sehe ich das Potential der großen Laufräder."
Quo radis velocipedes montanus?
Es zeichnet sich deutlich ab, dass die 29-Zoll-Mountainbikes künftig eine feste Rolle im Geländesegment spielen werden. Nicht wenige, zumeist größere Biker wollen das Fahrgefühl der großen Räder nicht mehr missen. Skeptikern wie offenen Geistern sei in jedem Falle ein Probefahrt angeraten.