Krankenhaus der Zukunft setzt auf Hightech-Ausstattung
Von Andreas Schultheis/Gunnar Sohn
Düsseldorf - Bis zu 1,5 Milliarden Euro könnten im deutschen Gesundheitswesen jährlich eingespart werden, wenn Kliniken und Arztpraxen konsequent moderne Medizintechnik einsetzen würden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität Berlin http://www.tu-berlin.de und der Unternehmensberatung Droege & Comp. im Auftrag des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und des Medizintechnik-Branchenverbandes Spectaris http://www.spectaris.de. Auf bis zu 15 Milliarden Euro schätzen Experten die notwendige Investitionssumme von Krankenhäusern und Arztpraxen, um den über viele Jahre entstandenen Modernisierungsstau in der Technikausrüstung zu beheben. In der Studie „Das Einsparpotenzial innovativer Medizintechnik im Gesundheitswesen" wurde an zehn Medizintechnikprodukten detailliert untersucht, wie die moderne Medizintechnik Abläufe und Kostenstrukturen verändert.
Auch wenn sich in der öffentlichen Diskussion über den Einsatz von Informationstechnik vieles um die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte dreht, sind die Verwendungsmöglichkeiten ungleich größer, wie auch die größte Medizinfachmesse der Welt Medica http://www.medica.de in Düsseldorf zeigt: Komplizierte Eingriffe werden immer öfter mit modernsten computergestützten Instrumenten durchgeführt. Und die technischen Entwicklungen, die das Krankenhaus der Zukunft mitprägen werden, reichen von Dokumentationstätigkeiten über den Einsatz von Robotern bis hin zur OP-Lampe, die sich per Sprachbefehl einschalten lässt.
Vorteile der Roboter-Medizin beschreibt etwa das Fachblatt Management & Krankenhaus http://www.management-krankenhaus.de: „Den Roboter stört es nicht, unter anatomisch grenzwertigen Verrenkungen chirurgische Eingriffe durchzuführen, den Chirurgen sehr wohl", so das Fazit. Dabei könne das Chirurgenleben ungleich angenehmer sein, „wenn entspannt vom Sessel aus via Joystick operiert würde", so die Vision. „Gerade die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten, die nichträumliche Sicht durch die zweidimensionale Optik, die eine gestörte Auge-Hand-Koordination verursacht, der fehlende Tastsinn und die sehr beschränkte Ergonomie sind Unzulänglichkeiten in der Schlüsselloch-Chirurgie (Laparoskopie), die nach Roboterhilfe rufen", so das Blatt.
“Interaktive Navigationssysteme oder sensorgesteuerte Miniroboter werden nach und nach den Operationssaal erobern", prognostiziert auch Axel Schnell, Chief Operating Officer des ITK-Systemintegrators Nextiraone http://www.nextiraone.de. Medizinische Informationssysteme und Telemedizin seien „unverzichtbare Bausteine, um dem wachsenden Kostendruck bei der medizinischen Versorgung gerecht zu werden", so der Nextiraone-Manager. Der Informations- und Datenaustausch im Gesundheitswesen verlaufe noch immer recht unstrukturiert: Interne Abläufe ebenso wie die zwischen Praxen und Kliniken erfolgen meist ohne klar definierte Spielregeln. „Und das treibt Kosten und Arbeitsaufwand in die Höhe", sagt Schnell.
Aufwändige Dokumentationstätigkeiten lassen sich nach Ansicht von Lupo Pape, Geschäftsführer von Semanticedge http://www.semanticedge.de, erheblich durch den Einsatz von Sprachtechnik vereinfachen. „Moderne Diktiersoftware ersetzt zum Beispiel das umständliche Abtippen von Tonbanddiktaten über Krankheitsbilder und -verläufe", meint Pape. Außerdem setzt er auf die Sprachtechnik als Mittel zur Servicesteigerung etwa bei Krankenkassen: „Standardprozesse wie Adressdaten- und Bankverbindungsänderung oder die Identifizierung eines Anrufers über die Eingabe der Kundennummer könnten hier ohne Wartezeit und rund um die Uhr abgearbeitet werden", erläutert der Berliner Sprachdialogexperte.